Die weiten Sandstrände, das türkise Meer, die entspannte Stimmung – all das macht die australische Ostküste aus. Auch die fleißig arbeitenden Australier, die entweder blond und braun gebrannt sind oder einen braunen Vollbart tragen, strahlen hier Gelassenheit aus. Tattoos, Dreadlocks und lockere Muscle-Shirts sind häufig gesehene Stylingmerkmale. Und natürlich dürfen die Flip-Flops nicht fehlen. „Schuhe sind ein Gefängnis für die Füße“, findet auch ein Reisender. Die Locals sowie die Touristen haben eben einfach gerne Spaß und eine gute Zeit an der Küste – ganz ohne Zwänge!
Dazu sind gerade kleine Hafenstädte wie Airlie Beach prädestiniert. Vor allem Wassersport und Ausgehen wird hier groß geschrieben. So ist es nicht unwahrscheinlich, dass einen ein Fremder in einer Bar anspricht und fragt: „Are you having a good night?“. Nur um sicherzugehen, dass man sich amüsiert. Und eventuell um ins Gespräch zu kommen. Das geht in Airlie Beach am besten in der Shute Harbour Road, in der sich alle Hostels, Restaurant-Bars, Touren-Anbieter und Shops befinden. In den kleinen Läden reihen sich Bikinis, Strandkleidchen und Ballonhosen aneinander. Aber die meisten Traveler kommen wegen der Segeltörns zu den Whitsunday Islands hierher. Auch ich habe einen Trip gebucht – drei Tage, drei Nächte. An einem Dienstagabend besteige ich die imposante Anaconda III, mit circa 25 anderen jungen Leuten aus aller Welt.
„Are you okay, mate?“, fragt der Langzeitsegler Schaun und streicht einem Mädchen sanft über den Rücken. Sie sitzt auf einer Bank an der Reling des Schiffes. Der Oberkörper liegt auf ihren Knien, die Beine hält sie fest umschlungen, ihr Gesicht ist in die Kapuze ihres olivfarbenen Sweaters gehüllt. „Yes, I am okay“, sagt die Deutsche, die für einige Monate durch Australien reist. Sie erklärt dem rothaarigen Seebären mit dem herrlich sarkastischen Humor, dass sie sich gerade nur in genau dieser embryonalen Stellung wohlfühlt. (Wegen des Seegangs – das muss sie nicht dazu sagen). Drei Meter links von ihr sitzt ein Franzose in ein Frotteehandtuch gehüllt, der auch ein bisschen blass um die Nase aussieht.
Die Gischt peitscht an den Schiffsbauch. „Wohoo“, jolen ein paar Jungs, woraufhin sich die Anaconda schwer zur Seite neigt. Klar, Segeln auf dem offenen Meer, das bedeutet auch mal ein paar Wellen, nur daran hat hier kaum einer zuvor gedacht. So kann es zum Beispiel sein, dass man bei dem Versuch, sich für den kühleren Abend eine Hose anzuziehen, aus Versehen auf einem Bein in die gegenüberliegende Kajüte hüpft. Oder aber in einem Moment gar nicht an Essen denken kann und sich wenig später doch sehr über die Schiffsglocke freut, die das Mannschafts-Dinner einläutet.
Gehen darf man an Bord ausschließlich barfuß und langsam. Stauraum für viel Hab und Gut gibt es in den Kabinen nicht, deshalb sollen auch keine großen Gepäckstücke mitgebracht werden. Nur Taschen (softbags) ohne Reißverschlüsse sind erlaubt, zum Beispiel Shoppingtüten aus Plastik oder Leinen. In den Reißverschlüssen könnten sich Bettläuse einnisten. Und auch Bananen dürfen nicht mit an Bord. Bananen? Ja, denn die locken unter Umständen Fledermäuse an. Geschlafen wird zu dritt oder viert in Kojen, in denen man sich höchstens einmal umdrehen kann. Etwa wenn man sich in dem kleinen Becken hinter der Tür die Hände waschen will. Jede Partei hat auch eine eigene Toilette, in der man sich ebenfalls duschen darf. Allerdings hat die Crew insgesamt nur vier Tanks Wasser dabei, sodass dieses zum wertvollen Gut wird.
„Make sure you don’t waste any water. It gets a bit chaotic downstairs, when we are running out of it“, mahnt der Skipper. Sprich: Jeder hat zum Duschen nur eine Minute pro Tag! Und das auch nur abends. Schon bei einem Drittel der Reisestrecke haben wir die Hälfte des Vorrats verbraucht. Ohoh! Nach der Durchsage also lieber keine Spülung mehr ins Haar.
Für die Sparsamkeit werden wir mit wunderbaren Sonnenauf- und -untergängen sowie mit dem Gefühl unbegrenzter Freiheit belohnt. Denn was gibt es Schöneres, als tief durchzuatmen, während einem die salzige Meeresluft durch das Haar weht, oder einfach an Deck zu liegen und zu entspannen. Die meiste Arbeit macht die Anaconda selbst und das vierköpfige Segel-Team, das uns tolle Einblicke in die Insel- und Unterwasserwelt der Whitsundays gewährt.
Unser erster richtiger Stop ist der Whitehaven Beach, dessen Name passender nicht sein könnte: Weißer, super weicher Sand trifft auf kristallklares Wasser. Der Strand besteht zu fast 100 Prozent aus gemahlenem Quarz. Wer mag, kann sich damit die Haut abreiben oder auch seinen Schmuck polieren. Nur technische Geräte sollte man vor dem Sand schützen – die feinen Körner kommen überall hin und können großen Schaden anrichten!
Selbstsegler mit Schnorchelausrüstung können sich folgende Orte auf ihre Liste schreiben:
1. Fitzallen Island
2. Whitehaven Beach
3. Hook Island
4. Bait Reef G.B.R.M.P.
5. Bait Reef North
6. Hayman Island
Tipps für den Aufenthalt in Airlie Beach:
– Das YHA Hostel – nicht mal 10 Gehminuten von dem sonstigen Trubel entfernt
– italienische Pizza von Mr. Bones (mit netten Zutaten wie Lamm, Halumikäse und Trüffelöl)
– samstags Markt für Snacks und Schnick-Schnack