Früher wollte ich eine ganze Weile lang Schauspielerin werden. Schon in der Grundschule war ich auf der Bühne als leidenschaftlicher Sandmann in Peterchens Mondfahrt zu sehen. Sogar mein Gymnasium habe ich unter anderem gewählt, weil dort damals einige Schüler-Musicals inszeniert wurden. An diese Zeiten hat mich am vergangenen Wochenende die Hanseatische Materialverwaltung erinnert.
Der Name klingt beim ersten Hören etwas verstaubt, oder? Zu dem Frühlingsfest der Organisation am Rande der Speicherstadt musste mich eine Freundin deshalb auch fast überreden. Letztendlich hat das super Wetter den Ausschlag gegeben und uns auf das ehemalige Industriegelände kurz hinter der Oberhafenkantine geführt. Wir treten also am Pfingstsonntag durch ein kleines, grünes Tor in Monsteroptik und ganz plötzlich umarmt uns kreatives Berlin-Flair.
Kinder hopsen auf Schaumstoffballen und Erwachsene lümmeln sich auf alten Sofas. Ein Mann entspannt auf einem grünen Plastiksessel, der offensichtlich früher mal eine Mülltonne war. Zu chilligen DJ-Klängen dringt der Duft von Gebackenem durch die Luft und aus einem Bulli werden erfrischende Frappés gereicht. Manch einer stößt alternativ mit Fritz-Limo oder Bierchen auf den zweijährigen Geburtstag der Hanseatischen Materialverwaltung an.
Was aber macht die Hanseatische Materialverwaltung nun eigentlich? Sich dafür einsetzen, dass Theater- und Filmrequisiten nicht einfach weggeschmissen werden! Große Schauspielhäuser, Filmverantwortliche, Werbetreibende aber auch Messeveranstalter & Co. können einfach bei der gemeinnützigen Organisation anrufen.
Die Hanseatische Materialverwaltung holt dann Kulissen, Kostüme und sonstige wiederverwertbare Dinge ab und bringt sie in die große Lagerhalle in der Stockmeyerstraße 41 – 43.
Entsprechend wuselig sieht es dort aus, wie auf einem großen, besonderen Flohmarkt eben. Hier wird beispielsweise fündig, wer einen überdimensionalen Käselaib, ein Riesen-Plastikeis oder einen Kinosessel sucht. Von Ankleidepuppen, Scheinwerfern bis hin zu alten Uniformen – man findet Dinge, die einen auf kreative Ideen bringen. Es gibt aber auch Fundstücke wie Weltkarten, Vasen oder Bilderrahmen, die wunderbar alltagstauglich sind.
Die Hanseatische Materialgesellschaft hat schon manchen Schulklassen, Studentengruppen und Künstlern ausgeholfen. Insgesamt haben die Schätze, die bereits vor der Entsorgung gerettet wurden, einen Wert von 23.000 Euro.
Trotz des Erfolges und durchweg positiver Nutzerrückmeldungen stecken die Initiatoren derzeit in der finanziellen Klemme! Da ihre öffentliche Förderung ausläuft und nach eigenen Aussagen schon mehr als 5.000 Arbeitsstunden ehrenamtlicher Helfer in das Projekt geflossen sind, wird es ohne Spenden schwer, den Betrieb aufrecht zu erhalten. Noch bis Ende Juni läuft deshalb eine Crowdfunding-Aktion. Also: „Erzählt all euren Freunden davon! Teilt auf Facebook, schreibt E-Mails oder ruft einfach eure Oma an. Ihr macht das schon“, wie es der DJ am letzten Sonntag so schön formulierte!
Hanseatische Materialverwaltung
Stockmeyerstr. 41 – 43
20457 Hamburg
Tel: 0172/ 433 00 55
#EinFundusFürAlle
Öffnungszeiten: Mo. – Fr. von 10 – 18 Uhr
Mehr Infos gibt’s hier: http://hanseatische-materialverwaltung.de/