„Bin ich hier richtig? Das war ja noch nie so voll“, sagt der Mann, der am Dienstagabend vor mir in der Schlange steht. Wir sind im Foyer des Literaturhauses an der Alster, wo an diesem Abend zum zweiten Mal gequizzt wird. Der etwa Mitte 40-Jährige trägt einen blauen Strickpullover, ein weißes Hemd und eine schwarze Brille, die ihn belesen aussehen lässt. Hinter mir unterhalten sich zwei Studentinnen, vielleicht Germanistinnen wie die jungen Frauen aus dem Orgateam.
Durch die gläserne Flügeltür sehen wir schon den Saal, in dem zwei große Kronleuchter von der stuckbesetzen Decke funkeln. Jeder Gast muss am Eingang ein farbiges Zettelchen ziehen und wird so zu einem der zehn Tischgruppen zugeteilt. Wer zusammen kommt, darf auch zusammenbleiben, in 10-ner Teams wird um die intellektuelle Ehre gerätselt. Und diesmal haben die studentischen Organisatoren die Richtlinien noch ein wenig verschärft.
„Ich begrüße Sie zu dieser spaßigen, wenn auch etwas chaotischen Veranstaltung“, sagt Katharina Schmidt-Brass, die im Duo mit Ronja Lange das Hamburger Literaturquiz moderiert. Das Event lehnt sich übrigens an die Tradition britischer Pub-Quiz-Runden an und ist aus einem Uniseminar heraus entstanden. Melden erst nach dem Glockenläuten, keine Antworten ins Blaue und natürlich keine Smartphones – so lauten die Regeln. Und: „Es herrscht dasselbe Prinzip wie beim Fußball: Was die beiden Schiedsrichterinnen nicht sehen, wird auch nicht gezählt. Das ist dann Künstlerpech“, stellt Katharina klar.
Jetzt zu den Fragen: Welche Autorin schrieb in welchem Buch folgenden Satz: „Ich rieche immer nur unter einer Axel nach Schweiß. Ehrlich, das habe ich von meiner Mutter geerbt.“? Und welcher Autor taucht mit einer Papiertüte auf dem Kopf in einigen Folgen der Simpsons auf? Welcher Schreiberling wollte das Grab seiner Frau öffnen, nur um sich ein Manuskript zu sichern, das dem Leichnam beilag. Und gibt es wirklich einen Literaten, der starb, weil er beim Martini-Trinken die Olive mit samt Zahnstocher herunterschluckte?
Na hättet ihrs gewusst? Im Literaturhaus schnellt bei fast jeder Frage mindestens eins der bunten Team-Schilder in die Höhe. Manche Aufgaben – natürlich stammen nicht alle aus der skurrilen Richtung – sind am Dienstag zugegebenermaßen sehr knifflig. Über viele Erfolgserlebnisse können sich vor allem echte Bücherwürmer freuen. Trotzdem haben Jung und Alt Spaß am gemeinsamen Dazulernen.
Bei Wein, Bier und Rabarberschorle werden Gebäude Verlagen zugeordnet, Statements Autoren und Filmschnipsel ihrer literarischen Vorlage. Die Gewinner des multimedialen Abends sind die Mitglieder des Teams Blau, gefolgt von Team Gelb und Team Grün. Diese Gäste dürfen sich über nette Geschenktüten mit Tickets zu Lesungen oder gratis Bücher freuen. Auch nächstes Jahr soll es wieder ein Literaturquiz geben, bei dem es sicherlich wieder die ein oder andere Überraschung gibt.