Eigentlich hatte ich geplant, von meiner ersten Australien-Station aus mit einem Inlandsflieger etwas weiter in den Norden nach Townsville zu düsen, um dann auf dem Rückweg noch einmal bei meinem Freund Tudor in Brisbane vorbeizuschauen. Jetzt aber würde ich dafür nicht mehr meine Hand ins Feuer legen. Oder vielleicht nur für eine Nacht vorbeischauen. Denn es gibt so viel zu sehen, zu entdecken und zu unternehmen an der australischen Ostküste, dass es fast falsch erscheint, wiederholt einen längeren City-Stopp in Queensland zu machen.
Trotzdem bin ich nach wie vor der Meinung, dass Brisbane eine angenehme Stadt ist, in der man ohne Probleme leben könnte, auch wenn sie nicht direkt am Meer liegt, man also bis zum echten Strand erst noch mit dem Auto oder Zug fahren muss. Bei Backpackern hat Brisbane offensichtlich nicht so einen guten Ruf, manche behaupten sogar, man könne einfach auf einen Halt dort verzichten – es sei denn, einem sei nach einem Einkaufstag zumute. Dem möchte ich widersprechen. Denn auch in Brisbane kann man etwas erleben!
So fahren die roten Fähren ganz umsonst von South Bank mit seiner künstlich angelegten Lagune (s.Titelbild) über den Fluss ans andere Ufer, an dem sich ebenfalls ein toller Park erstreckt. Zufällig kann einem hier zum Beispiel ein „Eastern Water Dragon“, australischer Wasseragame, über den Weg laufen. Ja, exotischen Tieren begegnet man in diesem wunderbaren Land nicht nur im Nationalpark oder im Outback, sondern oft einfach so, während man gar nicht damit rechnet. Das habe ich so noch nirgenendwo anders auf der Welt erlebt!
Vor einem kleinen Wasserfall mitten in der öffentlichen Grünanlage auf der City-Seite haben sich meine Freunde Tudor und Natalie übrigens sogar trauen lassen. Was man sonst noch dort machen kann? Warum nicht zum Beispiel eine Partie Schach spielen. Oder einfach die unterschiedlichen Palmen und Baumarten bewundern.
Wer einen tollen Blick über die gesamte Skyline haben will, ist mit dem Auto schnell auf dem Mount Cootha. Circa 45 Autominuten vom Zentrum entfernt, befindet sich außerdem eine ruhige Halbinsel, auf der sich Rentner gerne niederlassen und die verlassenen Strände genießen. Unweit der Fangstelle der landesweit bekannten Moreton Bay Bugs – die ähneln Hummern, sind aber etwas robuster und gekrümmter.
Ich hatte das Glück, das zarte Fleisch eines solchen Schalentieres in einem tollen Fischrestaurant, dem „South Bank Surf Club„, genießen zu dürfen. Die romantischen Lichter der zweistöckigen Lokalität haben an diesem lauen Frühsommerabend nicht nur Liebespaare, sondern auch ein Possum angelockt, das plötzlich zwischen den Tischen hindurch huschte. Zarte Live-Musik-Klänge und der Blick auf einen nächtlichen Markt mit allerlei Taschen, Schmuck, bunten Seifen und sonstigen Accessoires versüßte uns die gewaltige Fischplatte auch ohne Nachtisch zusätzlich.
Was ich essenstechnisch und in Sachen Abendprogramm sonst noch empfehlen kann: chinesisches oder vietnamesisches Essen von Quan Thanh (drinnen ist es etwas laut, aber man kann die Speisen auch mitnehmen). Und die Bar Padre, weil es dort alle zwei Wochen in dem schmalen, urigen Keller für 5 Dollar unter dem Titel Dead Jesters Amateur-Comedy zu sehen gibt. Sehr lustig und auch für mich als Nicht-Muttersprachler verständlich! Sympathisch waren mir vor allem die beiden Moderatoren, die mehr oder minder gute Witze und Improvisationsanregungen auf Karteikarten geschrieben hatten, falls einer der Vortragenden mal ins Stocken gerät.