Es mag komisch klingen, aber Dresden ist eine der wenigen anderen Städte in Deutschland, die mich schon immer interessiert haben. Mit Dresden und mir ist es so wie mit einem Film, von dem ich wusste, dass er gut ist, obwohl ich noch nicht einmal den Trailer gesehen habe. Ich hatte nie eine genaue Vorstellung von der sächsischen Metropole. Über Ostern war es dann endlich soweit. Relativ spontan habe ich der Deutschen Bahn zwei Fahrkarten für die letzten beiden Verbindungen mit Spartarif (29 Euro pro Strecke) abgewonnen, um gemeinsam mit meiner Mutter die freien Familientage mal anders zu verbringen.
Die gemütliche Wohnung eines jungen Dresdners, bei dem wir über Airbnb zwei Zimmer gebucht haben, ist der beste Ausgangspunkt für ausgiebige Entdeckungstouren. Der Blick streift vom Frühstücksbrötchen über den Platz der Weißen Gasse, wo sich auf 100 Metern 20 Restaurants und Cafés aneinanderreihen. Mitten im Herzen der Dresdner Altstadt können wir aus dem Schlafzimmer die Kreuzkirche und aus der Küche die Spitze der Frauenkirche sehen.
Frauenkirche, Zwinger und Co.
In ein ein paar Gehminuten sind wir auch schon auf dem Platz, auf dem der Sakralbau aus leuchtendem Sandstein in den Himmel ragt. Wer genau hinschaut, sieht im Gemäuer einige dunkle Steine, die aus der Zeit vor der Bombardierung Dresdens 1945 stammen. Ebenso freundlich wie das imposante Äußere ist überraschenderweise auch der Innenraum der Frauenkirche. Hier herrschen fast ausschließlich freundliche Farben vor, sodass ich mich irgendwie an ein Kaffeehaus erinnert fühle. Dutzende Touristen drängen sich durch die Gänge. Sie bewundern die bemalte Kuppel, die geschwungenen Balkone und den mit Gold verzierten Altar.
An dem Tag als die Bomben der Engländer in nur 20 Minuten für völlige Verwüstung sorgten, wurde die Frauenkirche übrigens nicht zerstört. Erst etwa zwei Tage später fiel sie in sich zusammen – aufgrund eines Feuers, das von außen in den Innenraum gedrungen war. Mit der Stunde Null, die in den Köpfen der Dresdner noch immer sehr präsent ist, beschäftigt sich übrigens auch das Panorama-Bild Dresden 1945 des bekannten Künstlers Yadegar Asisi.
Ich kann sehr empfehlen, sich das Riesen-Kunstwerk anzusehen! Es hängt noch bis Ende Mai und fortan voraussichtlich immer in der ersten Jahreshälfte im rund gebauten Panometer etwas abseits der City. Man fühlt sich wirklich in die Zeit des Ersten Weltkrieges versetzt, wenn man auf dem 15 Meter hohen Turm in der Raummitte steht und vor einem die Häuser des alten Dresdens rauchen, während Sirenen-Klänge und Bombengeräusche im Hintergrund ertönen.
Neben der Geschichte der Frauenkirche hat die auch als „Elbflorenz“ bekannte Stadt noch einige andere spannende Anekdoten zu erzählen. Zum Beispiel die von August dem Starken (1670-1733), seinerzeit Kurfürst von Sachsen, später König von Polen. Als Kunst- und Architektur-Liebhaber ließ er Dresden 1700 zur barocken Kulturmetropole umbauen. Weitere Leidenschaften des selbstbewussten Herrschers: Porzellan und Frauen. Die Legende besagt, dass der Mann nicht nur körperlich stark, sondern auch überaus potent gewesen sein soll. Er habe so viele Kinder in die Welt gesetzt, wie das Jahr Tage hat, munkelt man.
Nachgewiesen sind allerdings nur neun, davon eins von seiner Ehefrau und drei von seiner Mätresse der Gräfin Cosel. Um sich den Liebeleien mit Letzterer bequem hingeben zu können, ohne dabei weit laufen zu müssen oder vom Volk gesehen zu werden, ließ er sich er sich eine geschlossene Brücke zwischen seinem Residenzschloss und dem Palast der Gräfin bauen. Aus dem selben Grund führt auch eine Rampe für seine Pferdekutsche zum Eingang des Taschenbergpalais hinauf, in dem sich heute ein Hotel befindet. In goldener Pracht kann man den Kurfürsten übrigens auf dem Neustädter Markt zu Pferde sehen und in der Altstadt gibt es eine ganze Ahnengalerie aller sächsischen Machthaber von 1127 bis 1904 zu bewundern (s. oben).
Es war auch August der Starke, der den Bau des berühmten Zwingers in Auftrag gab. Um den König von Dänemark zu beeindrucken, ließ er 1709 ein hölzernes Amphitheater errichten, das später in Stein weitergebaut als Orangerie diente. Neben der Frauenkirche und der nahegelegenen Semperoper, die wir alle aus der Radebergerwerbung gut kennen, ist der Zwinger nicht umsonst das bekannteste Bauwerk der Stadt. Pavillons, Bogen und Langgalerien umrahmen den fast quadratischen Platz. Die Fassaden sind reich mit Figuren und Blumensymbolen verziert. Das Gesamtkonstrukt steht auf der ehemaligen Festungsanlage, also in einem Bereich, wo man einen feindlichen Angreifer relativ leicht „bezwingen“ konnte.
Heute beherbergt der Zwinger drei bedeutende Museen: den Physikalisch-mathematischen Salon, die umfangreichste Porzellansammlung der Welt und die berühmte Gemäldegalerie „Alte Meister“. Ihr wollt eure wenige Zeit lieber im Freien verbringen? Dann stellt euch einfach mal nur auf den Platz, auf dem seit Jahrhunderten große Orchester spielen, und lasst den Ort auf euch wirken! Wer auf der Suche nach einem Museum ganz ohne den Touch des Verstaubten ist, dem kann ich übrigens das Deutsche Hygiene-Museum wärmstens empfehlen. Klingt langweilig, ist aber spannend!
Genaugenommen geht es dort sogar gefühlt ziemlich viel um Sex. Kinder freuen sich außerdem über einen Extra-Bereich. Die Anatomie des Menschen wird in den Ausstellungsräumen anhand von plastischen Modellen sehr anschaulich dargestellt, außerdem geht es um spannende Themen wie Partnerwahl, Sterbehilfe, Alkoholismus oder psychische Krankheiten. Wusstet ihr zum Beispiel, dass David Beckham einen Spleen hat: Bei ihm muss alles ordentlich und symmetrisch angeordnet sein.
Hurra, die Elbe ganz nah!
Und ja, da ist sie endlich. Unsere Elbe – nur eben viel weiter südöstlich, denkt der Hamburger. Sie teilt den historischen Stadtkern und die szenige Neustadt. Um das junge Lebeviertel wird es in einem weiteren Post gehen. Eine gute Idee ist hier zum Beispiel ein Shopping-Tag an einem Montag, denn im Zentrum rund um den Altmarkt finden tatsächlich noch immer diese Nazi-Aufmärsche statt. Die Anhänger von You-Know-Who werden allerdings immer weniger und es gibt Gott sei Dank Menschen, die sich gegen die Hetze engagieren. Deshalb hängen an Institutionen wie dem Hygiene-Museum oder der Semperoper derzeit auch Sprüche wie: „Weltoffenes Dresden: Eine Stadt für Menschen und Ideen aus aller Welt“.
Die beiden Elbufer eignen sich natürlich wunderbar zum Flanieren und der Elberadwegmacht einen ausgezeichneten Eindruck. An dem könnte man theoretisch bis nach Hamburg fahren. Heißer Tipp für Wochenenden: Jeden Samstag findet am Fuße der Albertbrücke am Käthe-Kollwitz-Ufer ein Flohmarkt mit allerlei Raritäten statt. Und auf der anderen Fluss-Seite unterhalb der Augustusbrücke lässt sich durch einen großen roten Bilderrahmen der Blick des Künstlers Bernardo Bellotto (alias Canaletto) nachvollziehen, als er 1748 sein bekanntes Ölgemälde von Dresden malte. Im Sommer lädt das Open Air Kino am Königsufer zu langen Filmnächten ein.
Eine Schiffahrt von der Dresdner Altstadt aus ist mit Sicherheit auch was Schönes. Die Raddampfer fahren zum Beispiel am Blauen Wunder, der bekannten Brücke mit Bergbahn ins Villenviertel, vorbei. Bis hin zum beliebten Ausflugsziel Schloss Pillnitz. Einmal am Tag kann man auch in das einmalige Elbsandsteingebirge schippern, von dem ich euch unbedingt in einem separaten Beitrag Bilder zeigen muss!
Dresden-Tipps auf einen Blick
To See:
- Frauenkirche, auch von innen!
- Zwinger mit inklusive Museen, wer mag
- Semperoper
- Ahnengalerie der sächsischen Machthaber
- Blick des Künstlers Canaletto
- Neustadt!!! Ich erzähle euch noch, warum …
- Etwas außerhalb: Loschwitzer Brücke (Blaues Wunder)
- Insidertipp: Panorama-Bild von Yadegar Asisi im Panometer
- Garantiert nicht langweilig: Deutsches Hygiene-Museum
To Do:
- Geschichte aufsaugen
- Am Elbufer spazieren gehen
- Schifffahren
- Radtour starten
- Im Sommer: Open Air Kino gucken
- Samstags über den Elbflohmarkt schlendern
- Ausflugstipp: Elbsandsteingebirge!
Wart ihr schon mal in Dresden? Und wie hat es euch gefallen? Ich freue mich auch über Tipps für andere coolen Städtereisen in Deutschland!