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Open Show Hamburg: Mehr als nur Gucken

Open Show Hamburg

Wusstet ihr, dass irgendwo in der Schanze mal ein freischwebendes Klo stand? Oder warum die Schnitte bei St. Pauli-TV-Übertragungen früher immer so schnell gesetzt wurden? Wie sieht das perfekte Porträt einer Frau aus und warum gibt es in San Francisco so viele Obdachlose in Rollstühlen? All diese Fragen sind gestern bei der vierten Veranstaltung der Reihe Open Show Hamburg geklärt worden. Und zwar im hippen Möbelhaus-Loft Stilwerk am Hamburger Fischmarkt.

Stilwerk gleich stilvoll. Schließlich richtet sich das Event-Format an (Hobby-)Fotografen, Bilderfans und sonstige Ästheten. Zu tollen Fotos gibt’s spannende Geschichten, erzählt von den Künstlern selbst. Das klassische Galerieformat wird dadurch aufgebrochen. Gerade das Feedback von „der Straße“ (den fachfremden Zuschauern) ist ausdrücklich erwünscht, ebenso wie passende Anekdoten.

Zeit für Nostalgie

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Susanne Katzenberg und Olaf Tamm © Open Show Hamburg

Bei der Open Show am vergangenen Donnerstag meldet sich ein Kollege der Fotografen Susanne Katzenberg und Olaf Tamm, der genau wie die beiden viel im alten Milllerntor-Stadion geknipst hat. Es sei wirklich gefährlich gewesen auf dem Dach für Kameraleute und Fotografen, sagt der Mann aus dem Publikum. Immer wenn der Jubel losging, habe das Wellblech gewackelt, was man auch deutlich auf den Fernsehaufnahmen gesehen habe.

Damit lassen sich die vielen Schnitte bei TV-Übertragungen erklären. Die Presseleute haben die Leidenschaft der St. Paulianer immer wahrhaftig gespürt. Aus bunten Architekturaufnahmen von Susanne und schwarz-weißen People-Shots von Olaf ist 2012 dann das Buch „Millerntor“ entstanden, das Nostalgiker für unter 30 Euro erwerben können. Bald ist das Werk vielleicht sogar in zweiter, erweiterter Auflage erhältlich. Im neuen Millerntorstadion sind die Fotos ebenfalls zu sehen.

Sinn für Schönheit

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Rechts: Porträt von J. Konrad Schmidt © Open Show Hamburg

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J. Konrad Schmidt © Open Show Hamburg

Noch kein Buch herausgebracht hat der charismatische Fotograf J. Konrad Schmidt, Wahlhamburger aus Thüringen. Aber er hat einen Plan: 55 Porträts von schönen Frauen machen und sie in einer Galerie und einem Bildband zusammenfassen. Wir sprechen hier allerdings nicht über normale Porträts, nein, Konrad nutzt die Technik aufwändiger Polaroid-Bilder, die er später in Hüfthoch entwickelt. Den Filmtyp 55 gibt es längst nicht mehr.

Mit einer Chemikalie setzt Konrad außerdem hellere Akzente ins Bild und kreiert so einzigartige Aufnahmen von Frauen, die sich so sehen sollen, wie sie sind.

Einige Aufnahmen des noch längst nicht abgeschlossenen Langzeitprojekts „Project 55“ hingen bereits mal kurz im Louvre, ein weiteres Foto (bzw. eine Kopie davon) brachte bei einer großen Charity-Auktion den Höchstpreis ein. Bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass auch ein Bild von Musikgröße und Starfotograf Bryan Adams im Angebot war. Hut ab ifür so viel Leidenschaft und Ausdauer, fand auch der NDR, der vor Kurzem eine Reportage über Konrad gedreht hat.

Mut zum Schnappschuss

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Nils Waldow © Open Show Hamburg

Skurrile Schnappschüsse sind das Steckenpferd von Nils Waldow, dessen Bilder schon vielfach illegal im Internet kopiert (und natürlich in Ausstellungen präsentiert) wurden. Der Ahrensburger Jung nennt sich selbst nicht Fotograf, sondern Künstler und lacht dabei verlegen. Vielleicht um seine 30-minütige Redezeit zu füllen. Seine Momentaufnahmen zeigen ein Gäste-WC, das im Szeneviertel Sternschanze auf einem kleinen Mauervorsprung im ersten Stock eines  nicht mehr vorhandenen  Asia-Restaurants schwebt oder einen Inder, auf dessen Hemd das Word Trade Center brennt.

Geradezu politisch ist auch das Foto einer Gegen-Initiative zum Blue Port Hamburg, bei dem der Hafen jedes Jahr durch Leuchtinstallationen in blaues Licht getaucht wird. „FUCK U“ schrieben die Aktivisten in Neonröhren-Lettern an eine Brücke, um gegen das kommerzielle Event zu protestieren. Ausgerechnet dieses Bild gewann einen vom Blue Port initiierten Fotowettbewerb und wurde kurzerhand zum „technischen Sieger“ degradiert.

Talent als Gastgeber

Zum Abschluss des Abends hat Michael Osei-Ampadu (Titelbild), vertraute kennen ihn als Michi, den Open-Show-Gästen auch noch etwas aus San Fransisco zu berichten. Der Stadt, aus der das Format Open Show stammt und in der auch Michaels Liebe zur Fotografie begann.

Fußgänger, die durch künstlichen Nebel hindurch auf der Golden Gate Bridge wandeln, ein Obdachloser, der seinen Einkaufswagen voll mit Müll am Eingangsstern von Macy’s vorbeischiebt  mit diesen starken Bildern im Kopf und einer interessanten neuen Bekanntschaft an der Seite ziehe ich durch die kalte Hamburger Nacht zurück zur S-Bahn Reeperbahn.

Die nächste Open Show Hamburg gibt’s übrigens 2015, aktuelle News sowie Veranstaltungsbilder findet ihr auf Facebook.

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