Alle Artikel in: Mehr Hamburg

Literaturquiz: Ratespaß für Bücherfans

„Bin ich hier richtig? Das war ja noch nie so voll“, sagt der Mann, der am Dienstagabend vor mir in der Schlange steht. Wir sind im Foyer des Literaturhauses an der Alster, wo an diesem Abend zum zweiten Mal gequizzt wird. Der etwa Mitte 40-Jährige trägt einen blauen Strickpullover, ein weißes Hemd und eine schwarze Brille, die ihn belesen aussehen lässt. Hinter mir unterhalten sich zwei Studentinnen, vielleicht Germanistinnen wie die jungen Frauen aus dem Orgateam. Durch die gläserne Flügeltür sehen wir schon den Saal, in dem zwei große Kronleuchter von der stuckbesetzen Decke funkeln. Jeder Gast muss am Eingang ein farbiges Zettelchen ziehen und wird so zu einem der zehn Tischgruppen zugeteilt. Wer zusammen kommt, darf auch zusammenbleiben, in 10-ner Teams wird um die intellektuelle Ehre gerätselt. Und diesmal haben die studentischen Organisatoren die Richtlinien noch ein wenig verschärft. „Ich begrüße Sie zu dieser spaßigen, wenn auch etwas chaotischen Veranstaltung“, sagt Katharina Schmidt-Brass, die im Duo mit Ronja Lange das Hamburger Literaturquiz moderiert. Das Event lehnt sich übrigens an die Tradition britischer Pub-Quiz-Runden an und ist aus einem …

Sag es kurz: Pecha Kucha Night

Gute (Frauen-)Serien sind die, bei denen man innerhalb einer Folge lachen und weinen muss oder zumindest nachdenklich wird. Und etwa so war es am Mittwoch bei der Pecha Kucha Night Hamburg im Imperialtheater auf der Reeperbahn. Ich bin ganz ehrlich: Als ich auf dem Facebook-Flyer las „Stories in 20 Bildern x 20 Sekunden“, hatte ich keine Ahnung, was mich da erwartet. Latent schwang vielleicht sogar die Empörung darüber mit, dass ich 9 Euro zahlen sollte, dafür, dass mir Leute wahrscheinlich ihr Geschäftsmodell präsentieren. Aber was zunächst klingt wie ein afrikanischer Trommeltanz (gesprochen Petscha Kutscha), war ein interessanter Ausflug in die Köpfe unterschiedlicher Menschen, die alle für ihre Sache brennen. So springt der Funke bereits bei Oliver Bartelds über, der erste Presenter, der 20 x 20 Sekunden Zeit hat, um sich in 20 Powerpoint-Folien vorzustellen. Als Wander- und Reinhold-Messner-Fan beschließt der gebürtige Ostfriese 2012 mit einem Freund die „Höhen“ Deutschlands zu erklimmen. Das heißt, die jeweils größte Erhebung in jedem Bundesland auszumachen. In Bremen gar nicht so einfach, wenn sich die als platte Wiese tarnt. Ein …

Hamburgliebe ist …

Kurzer Vorvermerk: Ich habe mich heute gegen eine Liebeserklärung an Hamburg und für eine Liste entschieden, die man sicher noch ewig weiterführen könnte. Und weil Valentinstag ist, sind ausnahmsweise auch Klischees erlaubt. Wer mag, kann ja meine Gedanken im Kommentarfeld ergänzen oder beweist seine Hamburgliebe einfach bei einem kreativen Valentinsdate. Wer keinen Schatz hat oder den Kommerz-Tag boykottiert, kann sich außerdem diesen anregenden Artikel von Mit Vergnügen Hamburg zu Gemüte führen ;-). Also noch mal: Hamburgliebe ist … … wenn es einfach zu viel Programm für zu wenig Wochentage gibt. … wenn das Schulterblatt so voll ist, als gäbe es kein Drinnen. … wenn bei Sonne alle an der Alster sind. … wenn man überhaupt immer schnell irgendwo ans Wasser kommt. … wenn man trotz Schlaglöchern überall mit dem Fahrrad hinfährt. … wenn man keinen Garten braucht, weil es den Stadtpark gibt. … wenn man im Winter mit Glühwein in der Strandperle sitzt. … wenn man ganz Deutschland an den Landungsbrücken trifft. … wenn man zu jeder Tages- und Nachzeit „Moin“ sagen darf. … wenn …

13. clubkinder Tagebuchlesung

Stellt euch mal vor, eure Eltern würden eure alten Tagebücher finden und darin einfach mal fröhlich herumstöbern. WIE PEINLICH, dachte ich sofort, nachdem ich am Samstag bei der von den clubkindern veranstalteten Tagebuchlesung war. Ich habe die wertvollen Restbestände, die noch in meinem Heimathaus lagerten, inzwischen in Sicherheit gebracht und bin gespannt nachzulesen, in welchem Schreibstil ich selbst als Heranwachsende meine intimsten Geheimnisse verfasst habe. Die clubkinder, das sind übrigens keine geschäftstüchtigen Teenies, die die ganze Zeit nur Party machen, sondern ein gemeinnütziger Verein, der für den guten Zweck richtig coole Events in Hamburg organisiert. Falls ihr noch nie von der Truppe gehört habt, solltet ihr mal im Internet auf der Website schauen. Eine der erfolgreichsten Veranstaltungs-Reihen ist die, bei der junge Erwachsene private Notizen aus ihrer Kindheit vorlesen, also wie bei einem Diary Slam bloß ohne Konkurrenz-Gedanken. An diesem Wochenende ging das Format bereits in die 13. Runde. Als Location hielt wieder das ehrwürdige Gruenspan her, das alte Theaterhaus mit den wunderschönen Säulen. Die Schlange vor der Tür des Gebäudes war ungelogen ungefähr genauso …

European Outdoor Film Tour: Krankletterer Don't look down © Firecracker Films Don't look down © Firecracker Films

European Outdoor Film Tour 14/15

James Kingston ist süchtig nach Angst. Oder besser danach, diese auszuschalten. Er findet nichts Falsches daran, an einem Arm von einem Kran in 530 Metern Höhe zu hängen. Erst als er auf der Moscow Bridge in der Ukraine – natürlich ungesichert – einen Rückwärtssalto versucht, rutscht auch dem 23-jährigen Engländer das Herz in die Hose. Und mit ihm allen Zuschauern, die gestern Abend im CinemaxX-Dammtor saßen, um sich die Beiträge der European Outdoor Film Tour 14/15 zu Gemüte führen. Mein Fazit der Veranstaltung: Manche Beiträge waren interessant und spannend, vor allem die Geschichte der Extremsportler dahinter. Andere blieben an der Oberfläche und erinnerten ein wenig an einen Werbespot. Vielleicht sollte man sich auch schämen, dass man als Zuschauer gleich an Coca Cola denkt, nur weil man Schnee in Kombination mit etwas stark Beleuchtetem sieht. Aber so ist es nun mal, wenn zwei Ski-Profis in lichterbesetzten Anzügen eine Tiefschnee-Piste heruntersausen und laute Musik dazu ihren Rausch symbolisieren soll. James Kingston, der eingangs erwähnte Krankletterer ist im Prinzip ein kranker junger Mann. Ein Schulabbrecher, der sich einst …

Hochzeitstorte Hochzeitsmesse Love

LOVE für Hamburger, die sich trauen

Manchmal landet man überraschend auf Veranstaltungen, zu deren Zielgruppe man eigentlich gar nicht gehört. Ähnlich wie als ich irgendwann mal für eine Probereportage an einem Geburtsvorbereitungskurs teilnahm, war ich am Sonntag auf der Hochzeitsmesse LOVE in Hamburg-Altona. Aber nicht von Berufswegen oder aus Liebe, sondern um meiner alten Band aus Lüneburg zu lauschen. nite club, für die ich als Studentin im Background sang, präsentierten sich auf dem Event als gut gelaunte Hochzeitsmusiker. Anders als die „TrauDich!“-Messe am Hamburger Flughafen, von der ich bis jetzt nur Negatives gehört habe, war die Veranstaltung in der Villa im Heine-Park an der Elbchaussee dem eleganten Ambiente einer richtigen Hochzeit nachempfunden. Während im Erdgeschoss die souligen Klänge von nite club über die Tanzfläche schalten und ein Demo-Video von Filmemacher Alper Tunc über eine Leinwand flimmerte, wandelten Besucher in der oberen Etage ganz gemächlich von Raum zu Raum. Wie bei (reichen) Freunden zu Hause. Ohne auffällige Wegweiser oder laut schreiende Werbeaufsteller, gab es ausgewählte Ausstellungsstücke zu entdecken. Die Anordnung der Angebote orientierte sich an den Stationen vor und während einer Hochzeitsfeier: …

Open Show Hamburg

Open Show Hamburg: Mehr als nur Gucken

Wusstet ihr, dass irgendwo in der Schanze mal ein freischwebendes Klo stand? Oder warum die Schnitte bei St. Pauli-TV-Übertragungen früher immer so schnell gesetzt wurden? Wie sieht das perfekte Porträt einer Frau aus und warum gibt es in San Francisco so viele Obdachlose in Rollstühlen? All diese Fragen sind gestern bei der vierten Veranstaltung der Reihe Open Show Hamburg geklärt worden. Und zwar im hippen Möbelhaus-Loft Stilwerk am Hamburger Fischmarkt. Stilwerk gleich stilvoll. Schließlich richtet sich das Event-Format an (Hobby-)Fotografen, Bilderfans und sonstige Ästheten. Zu tollen Fotos gibt’s spannende Geschichten, erzählt von den Künstlern selbst. Das klassische Galerieformat wird dadurch aufgebrochen. Gerade das Feedback von „der Straße“ (den fachfremden Zuschauern) ist ausdrücklich erwünscht, ebenso wie passende Anekdoten. Zeit für Nostalgie Bei der Open Show am vergangenen Donnerstag meldet sich ein Kollege der Fotografen Susanne Katzenberg und Olaf Tamm, der genau wie die beiden viel im alten Milllerntor-Stadion geknipst hat. Es sei wirklich gefährlich gewesen auf dem Dach für Kameraleute und Fotografen, sagt der Mann aus dem Publikum. Immer wenn der Jubel losging, habe das Wellblech gewackelt, was …