Alle Artikel in: Mehr Hamburg

Harter Tobak: Hate Poetry

Es ist wirklich nicht einfach, die Veranstaltung Hate Poetry zusammenzufassen, bei der im Rahmen der Langen Nacht der Zeit „die krassesten Leserbriefe und schlimmsten Drohmails“ vorgetragen wurden. Seit genau einer Woche wabert jetzt die erschreckende Erkenntnis in mir, dass es nicht wenige in Deutschland lebende Menschen mit fremdenfeindlichem Gedankengut gibt. Ok, dass sie existieren, war irgendwie klar, aber am letzten Donnerstag wörtlich zu hören, wie sie sich gegenüber Redakteuren großer deutscher Medien äußern, war doch noch einmal etwas anderes. Nur weil die Schreiberlinge einen anders klingenden Namen und Wurzeln in anderen Kulturkreisen haben, sind sie in ihrem Arbeitsalltag ständig Beleidigungen und Belehrungen ausgesetzt. Vielleicht war ich auch vor allem deshalb so überrascht darüber, weil ich keine Ahnung hatte, dass der Fokus des Hate Poetry Slams auf dem Multikulti-Aspekt liegt, sprich, dass es sich um eine Antirassistische Leseshow handelt. Gebetsgesangartige Klänge tönen am Donnerstagabend durch den stockdunklen Mojo Club, als ich versuche einen Platz auf den Stufen im oberen Geschoss zu finden oder überhaupt erstmal irgendetwas zu sehen. Dass die meisten Gäste stehen müssen, sei nicht so gedacht gewesen, „alle Beschwerden bitte an …

Einfach Meer: Ocean Film Tour

Gehört ihr auch zu den Ocean Lovers? Ich glaube, uns Hamburgern liegt die Liebe zum Wasser irgendwie im Blut. Deshalb war die Hütte auch voll, als die International Ocean Film Tour diese Woche ins CinemaxX-Dammtor lockte. Coole Surferboys flimmerten ebenso über die Leinwand wie uncoole Haischlachter. Die Kurzfilmreihe hat eindrucksvoll gezeigt, wie mächtig und zugleich zerstörbar die großen Weltmeere sind. Werfen wir doch mal einen genaueren Blick auf die vier Beiträge, die mir besonders in Erinnerung geblieben sind. Die werden sicher auch euch beeindrucken! Attractive Distractions: Heiße Surferboys Warum der Eröffnungsbeitrag der Ocean Film Tour Attractive Distractions heißt, darf jeder für sich selbst interpretieren. Die Kamera nimmt uns mit an paradiesische Orte, an denen Profisurfer ihrer Leidenschaft nachgehen. „Es gibt viele Dinge, die sind größer als du, es kommt nur darauf an, wie du mit ihnen umgehst“, sagt eine Stimme aus dem Off. Im nächsten Moment streichelt ein knackiger Beachboy eine Riesenwelle von innen. So lässig, wie ein Typ, der sich gegen einen Kühlschrank lehnt, gleitet er durch den Tunnel aus wild schäumendem Nass. In Attractive Distractions geht es um Nervenkitzel, sportliches Geschick, …

Lange Nacht der Zeit 2015

Lange Nacht der ZEIT am 07.05.

Seit einem Jahr gibt es sie jetzt, die Hamburgseiten in der ZEIT. Das feiert die Schmiede der schönen Worte am nächsten Donnerstag mit einer Langen Nacht. Auf dem Programm stehen interessante Diskussionen und Lesungen an verschiedenen Orten der Stadt. Zum Beispiel tragen die ZEIT-Redakteure Susanne Mayer und Kilian Trotier erotische Kurzgeschichten vor. Beim Hate Poetry wird um die krassesten Leserzuschriften gebattlet und auch beim Bullshit Slam fliegen mit Sicherheit unglaubliche Worte durch den Raum. Die Reportagen aus ZEIT CAMPUS erzählen von „Liebe, Krieg & Credit Points“, während sich Moritz Uslar in 99 Fragen FDP-Frau Katja Suding vorknöpft. Um unfreiwilligen oder freiwilligen Schmerz dreht sich wiederum ein Experten-Talk in der Schön Klinik. Und natürlich dürfen auf einem Event der ZEIT Gespräche über Kunst, die Elbphilharmonie und den Weltfrieden nicht fehlen. Alle Veranstaltungen der Langen Nacht der ZEIT sind kostenlos, ihr findet sie mit Uhrzeiten sowie den jeweiligen Veranstaltungsorten unter http://leserservice.zeit.de/hamburg/veranstaltungen.php. Jetzt noch schnell online für den 07.05. anmelden! Als Erstes war übrigens das Tête à Tête von Giovanni die Lorenzo und Kultpolitiker Helmut Schmidt ausgebucht. Seid ihr eigentlich schon …

25 Jahre Deichtorhallen: Picasso & The New Social

Ich bin kein komplett kunstferner Mensch, aber wenn ich mir große Werke so anschaue, wünsche ich mir oft, dass mir der Künstler selbst den tieferen Sinn erklären könnte oder zumindest jemand, der sich mit seinem Schaffen auskennt. Wenn es um Malereien von Monet, Vermeer, Rembrandt und Co. geht, habe ich mittlerweile sogar häufig Déjà-vus. Deshalb renne ich auch nicht mehr in jedem Urlaub bei schönstem Wetter in die großen Galerien – so talentiert besagte Künstler auch waren. Spannend finde ich allerdings, wie sich zeitgenössische Künstler mit den großen Meistern auseinandersetzen. Gerade jemand wie Picasso, der seinerzeit ein Individualist und Vordenker war, ist da natürlich für Nachahmungen wie geschaffen. Welche Gestalt diese annehmen können, zeigen die Deichtorhallen zum 25-jährigen Bestehen. Happy Birthday an dieser Stelle an eine Institution, die für mich vor allem für tolle Fotoausstellungen steht und ohne die das Einfahren in den Hamburger Hauptbahhof einfach nicht dasselbe wäre. Am Sonntag gab es zum Jubiläum freien Eintritt und extra Programm. Picasso in der Kunst der Gegenwart Im frisch sanierten Deichtorhallen-Gebäude, dem mit 3.800 Quadratmetern größten europäischen Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst, …

FuckUp Night: Richtig schön gescheitert

Manchmal haben wir eine tolle Idee, aber nicht die Zeit, das Know-how oder die Manpower, sie umzusetzen. Und manchmal haben wir das alles nicht und lassen das Projekt trotzdem auf die Welt los. Das kann klappen oder auch grandios scheitern. Bei der FuckUp Night erzählen Unternehmer ganz offen von ihren Misserfolgen. Ich war vorgestern das erste Mal dabei und fand’s ziemlich lustig und lehrreich. An der Glastür im Inneren des MUT! Theaters klebt ein weißer DIN-A-4 Zettel. „Fuckup“ steht darauf mit einem Pfeil, der nach unten zeigt. (War das Absicht oder nur schlechtes Tesa?) In dem kleinen dunklen Raum mit Bar sitzen schon jede Menge junge und jung gebliebene Leute auf Plastikstühlen. „Schlimm, wie die Hipster-Szene verwässert“, sagt ein Gast später in der Raucherpause mit einem Augenzwinkern. Er umreißt damit ganz gut das Klientel an diesem Abend, das aus vielen trendbewussten Start-up-Köpfen besteht. Aber eben auch nicht nur. Collegefriends: Frühes Facebook für Ungarn floppt Zuerst will Andreas Kitzing, auf Twitter @hsvandreas, über sein geschäftliches Scheitern reden. Sein Projekt trug den Namen Collegefriends. Die Domain wäre heute sicher mindestens …

Open Show Hamburg N°5

In einer zur Abendzeit etwas dunklen Straße nahe des Hamburger Hauptbahnhofs biegen eine Freundin und ich am Donnerstag in einen kleinen Hinterhof ein. Wir sehen offenbar unsicher aus, „Wollt ihr zur Ausstellung?“, fragt der nette Türsteher mit den breiten Schultern. Er hat das Konzept des Foto-Events Open Show Hamburg wohl nicht so ganz verstanden. Nichtsdestotrotz treten wir in einen Raum, der für jegliche Kreative wie gemacht ist. Die Location Projekt/Loft.23 hat weiße, rauhe Wände und eine meterhohe Decke. Neben dem Eingang steht ein riesiges Regal, das mit bunten Büchern gefüllt ist. Irgendwo lehnt ein Fahrrad und es gibt eine kleine Sitzecke mit Sofas, in der es sich bequem machen kann, wer zwischendurch Rückenschmerzen bekommt. Schwarze Industrielampen baumeln über der Bar, über der es noch eine hochbett-ähnliche zweite Etage zu geben scheint. Doch die Stufen blockiert eine Anziehpuppe mit Kopfhörern. Sie blickt gespannt in Richtung Leinwand. Bei der Open Show geht es allerdings nie direkt los, ich glaube das gehört zum Konzept: erstmal ankommen, den Raum auf sich wirken lassen und mit interessanten Leuten ein Pläuschchen halten. Vier Euro für eine Weinschorle finde ich persönlich …

GEO-Reporter live erlebt

Ein GEO-Reporter ist irgendwas zwischen Fotograf, Journalist, Wissenschaftler, Extremsportler und Asket. So zumindest mein Eindruck nach dem ersten Vortrag der Veranstaltung „Abenteuer Erde – GEO-Reporter live erleben“. Das Event in der Laeiszhalle Hamburg, bei dem GEO-Mitarbeiter von ihren Reisen und Projekten berichten, eröffnet am Sonntagnachmittag Michael Martin. Man kann nicht anders als schmunzeln, als der gebürtige Bayer die Bühne betritt. Seine Rede beginnt er so schwungvoll, wie das halblange Haar in sein gebräuntes Gesicht fällt. Martin kennt jetzt alle Wüsten dieser Erde und kann deshalb Trocken- mit Polarwüsten vergleichen. Zehn Expeditionsreisen hat er für sein Projekt unternommen, die letzte endete am Samstag um 21:30 Uhr. Ein Mann, der alle Wüsten kennt Michael Martins Bilder sind wahnsinnig. Sie zeigen Sterndünen, Eislandschaften und Rentier-Eskimos. Außerdem ist fotografisch dokumentiert, wie der Reporter selbst mit dem Motorrad in Wüstenschnee stürzt. Ja, richtig mit dem Motorrad, bei fast Minus 40 Grad. Darauf muss man erstmal kommen! Zwar fährt der Anfang 50-Jährige mit beheizter Weste, Unterhose und beheizten Socken, aber so richtig Spaß machen die Bedingungen nicht. Deshalb hat Martins Ehefrau solche Aktionen in Zukunft auch verboten. Das wird ihn jedoch vermutlich …

Cap läuft | Instameet Hamburg | Fototour Hamburg

Instameet: Fototour mal anders

Was mag wohl ein Instameet sein? Ein Treffen von Leuten, die auf Instagram vertreten sind! Deshalb habe ich am Abend vor dem Wordwide Instameet Hamburg auch noch schnell einen Hambitious-Account auf dem Bilder-Portal angelegt. Gemeinsame Fototour, erst durch die HafenCity und dann in Kleingruppen durch weitere Viertel, lautete das Programm. Klingt nach einem spannenden Tag, an dem man Fotofans, Ästheten und digital Aktive kennenlernen kann, dachte ich. Und genau so war es auch: Am Samstagmorgen um kurz vor zehn, sehe ich eine Traube von etwa 200 Menschen vor den Stufen der Marco-Polo-Terassen stehen. Dicke graue Wolken hängen am Himmel, aber immerhin kommt nichts Nasses runter. Ich kenne Hamburg ja auch von seiner sonnigen Seite, doch einige Teilnehmer sind aus anderen Städten oder sogar aus dem Ausland angereist. Die Stimmung lässt sich hier zum Glück niemand durch das melancholische Wetter vermiesen. Die Event-Organisatoren von der Plattform We love Hamburg (#welovehh) reichen uns Umhängeschilder mit verschiedenfarbigen Bändern. So weiß ich gleich, mit wem ich am Nachmittag zusammen weiterlaufen werde. Ein paar Aufkleber und eine Wertmarke für die …

Streetfood Thursday am Mittwoch

Essen ist ein zeitloses Thema. Eigentlich immer und für jeden relevant. Deshalb darf man auch am Samstag noch über eine besondere Gastroveranstaltung vom Mittwochabend berichten ;-). Der Streetfood Thursday, der diesmal ausnahmsweise Mitte der Woche stattfand, ist bei schönstem Frühlingswetter an den Fischmarkt umgezogen. Eine willkommene After-Work-Aktivität für gestresste Fans von schneller, aber leckerer Küche und ausgewählten Zutaten aus unserer Region. Als ob es nirgendwo in Hamburg etwas zu essen gäbe, strömen die Massen fast hafengeburtstags-like von den Landungsbrücken heran, um die extravaganten Essenstände in und vor der Fischauktionshalle zu begutachten. Für den Innenbereich soll man sogar ein paar Euros zahlen, was im Internet vorab eine rege Diskussion auslöst. Aber selbst wer bereit ist, das Geld für den organisatorischen Aufwand, den Kampf um eine neue Bleibe und die Miete der privaten Halle zu zahlen, muss genügend Geduld mitbringen, um sich in die Mega-Schlange einzureihen. Schwierig, denn jeder weiß, wie nervenaufreibend es sein kann, mit hungrigem Magen auf den rettenden Happen zu warten. So lag auch die Stimmung im Außengelände irgendwo zwischen entspannt und angespannt. „Lass …

Autoren Mit Vergnügen Hamburg Natalie

Natalie goes Mit Vergnügen Hamburg

Klammheimlich habe ich vor Kurzem angefangen, ab und zu auch für Mit Vergnügen Hamburg zu schreiben. Ihr kennt die Seite gar nicht? Dann wird es höchste Zeit, mal reinzuklicken! Nicht umsonst hat der Schwesternblog von Mit Vergnügen Berlin in seinem ersten Jahr über 20.000 Facebookfans gewonnen. Die Redaktion stellt täglich persönliche Empfehlungen rund um unsere allerliebste Hansestadt ins Netz. Ob Kulinarik, Musikalisches, Partytipps oder Filmvergnügen – selbst für Urhamburger wie mich sind immer nette Geheimtipps dabei. In der Rubrik Glaube, Liebe, Hamburg wird auch mal über Tinder-Dates gesprochen oder darüber, wo man sich am Valentinstag betrinken kann. „Ich glaub, das eher linke Spektrum der Hamburger interessiert sich gar nicht für uns. Die finden uns richtig scheiße“, lacht Kathrin Weßling aus dem dreiköpfigen Redaktionsteam neulich auf der Social Media Week. Schlagfertig nimmt sie auch bei einer Podiumsdiskussion zu lokalen Medien die Kritik eines Blogger-Kollegen entgegen: Mit Vergnügen schreibe manchmal zu positiv respektive zu wenig journalistisch, so der Vorwurf. Aber wenn ein Burger tatsächlich so richtig „sagenhaft lecker“ ist, warum soll man das dann nicht auch sagen? …