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Triennale der Photographie 18.06.-28.06.

Wie cool wäre es eigentlich, wenn es Kameras gäbe, mit denen man in die Zukunft knipsen kann. Wie würde unsere Stadt aussehen und wie ein Selfie? Um die Zukunft der Fotografie geht es auf der Triennale, die Hamburg ab Donnerstag zehn Tage lang in einen Treffpunkt für internationale Fotofans verwandelt. Unter dem Motto „The day will come“ laufen Ausstellungen in diversen Museen und anderen Kulturinstitutionen, teilweise sogar noch über den Veranstaltungszeitraum hinaus. Insgesamt beteiligen sich rund 50 Locations.

Die Triennale der Photographie präsentiert ganz unterschiedliche Bildtechniken und –stile – von historischen Aufnahmen bis hin zu digitalen Bildcollagen. Zum spannenden Begleitprogramm gehören Vorträge, Diskussionen, Filme, Projektionen, Workshops, Angebote für Kinder und Partys. Zum Beispiel die Night of Oberhafen am 19. Juni oder am 27. die DFA Party. Letztere findet im Containerdorf vor den Deichtorhallen statt, das Zentrum des ganzen Foto-Events. Hier könnt ihr euch Bilder von zehn europäische Fotofestivals und zehn Fotoschulen anschauen.

Außerdem gibt es dort die Festival-Tickets, falls ihr nicht nur in einzelne Museen wollt. 60 Euro (ermäßigt 40) kostet der Sammel-Eintritt für zehn Ausstellungen wie diese:

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Phillip Toledano, Untitled, 2013 aus der Serie: Maybe, 2012 – heute © Phillip Toledano

In den Deichtorhallen werden unter dem Titel „The day will come, when man falls“ unter anderem zeitgenössische Porträts des Fotografen Phillip Toledano aus New York gezeigt. Zu den Highlights gehört außerdem die Ausstellung in der Kunsthalle, die das Prinzip Hoffnung in der Fotografie thematisiert.

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Adrian Paci, Centro di Permanenza temporanea, 2007 Sammlung Deutsche Bank © Galerie Peter Kilchmann, Zürich, Kaufmann & repetto, Mailand, mit Genehmigung des Künstlers

Das Museum der Arbeit zeigt während der Triennale der Photographie, wie sich aus Erinnerungsbildern des letzten Jahrhunderts eine Zukunftsvision vom Leben in Hamburg entwickeln lässt, und im Hamburg Museum kann man den Wandel des Stadtbildes beobachten.

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Thomas Henning, Schulterblatt 1979 © Thomas Henning/ Museum der Arbeit

Für Wasser-Fans hat sich das Bucerius Kunst Forum etwas ausgedacht. Vor allem die jüngsten Bilder der Ausstellung reflektieren die zerstörerische Kraft einer Naturgewalt, die in der Fotografie immer weiter in den Fokus rückt.

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Robert Longo, Untitled (Dragon‘s Head), 2005 aus der Serie Monsters, DZ Bank Kunstsammlung VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Habt ihr euch eigentlich auch schon mal gefragt, warum wir heute wie die Verrückten Bilder austauschen? Das Museum für Kunst und Gewerbe beleuchtet die Ursprünge des Teilens von Fotos. Richtig spannend ist in diesem Zusammenhang außerdem die  interaktive Show #snapshot. Hier geht es um Fotos, die wir alle gerne sammeln und sharen (s. Titelbild). Ein Profi in netzbasierter Medienkunst ist übrigens Lynn Hershman Leeson. Ihre Werke sind in der Sammlung Falkenberg zu sehen.

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#snapshot: Erik Kessels, 24 hrs in photos © Erik Kessels

Wer selbst gern fotografiert, kann sich auf dem Olympus Playground im Oberhafenquartier austoben. In der Halle 2 ist genug Platz für Experimente mit Licht und Raum. Am Eingang gibt’s sogar Leih-Kameras. Abends lockt das Gelände mit Veranstaltungen wie der Open Show (26.06.), bei der Fotografen erzählen, oder einem Pecha Kucha Get Together (27.06.). Für frühe Vögel gab es in der Akademie der Künste übrigens auch die Möglichkeit, Portfolios von Experten sichten zu lassen.

Ist die digitale Bilderflut der Tod für die professionelle Fotografie? Nicht, solange es Events wie die Foto-Triennale gibt, oder was meint ihr? Alle Infos unter www.phototriennale.de. Wer mag lädt sich zusätzlich die PhotoHamburg App herunter, um bei dem verwirrend vielfältigen Programm den Durchblick zu behalten. Hierüber sollen auch die verfügbaren Audioguides einsehbar sein.

Triennale der Photographie
Rund 50 Locations
18.-28.06.2015
Festival-Ticket: 60 Euro (erm. 40) für 10 Ausstellungen
Einzelpreise: 5-12 Euro

Titelbild: Strangers in the Light #1 © Catherine Balet

 

 

 

Wahnsinn: Mit Cargobike durch Kanada

Warum nicht einfach mal mit dem Fahrrad Kanada durchqueren, hat sich Lamar Timmins aus Montréal gedacht. Der 27-Jährige, den ich neulich in Hamburg kennenlernte, bricht letzten Herbst zu einem einmaligen Abenteuer auf. Mit einem Cargobike, einem Lastenrad, legt er in 38 Tagen knapp 4.000 Kilometer zurück. Wie die Tour überhaupt möglich war und was er dabei erlebt hat, verrät er mir im Interview. Das gab es noch fast nirgendwo zu lesen!

Quer durch ein Land fahren, das 30-mal so groß ist wie Deutschland. Wie bist du auf diese Wahnsinnsidee gekommen?

Ich bin sehr ehrgeizig, vor allem, wenn es darum geht, meine körperliche Ausdauer zu testen. Fahrradfahren und Reisen sind zwei Dinge, die ich liebe, deshalb stand eine Kanadatour schon immer auf meiner To-Do-Liste. Aber eigentlich war alles Zufall.

Die Firma trioBike hatte gerade das leichteste Cargobike der Welt gelaunched. Da bekam ich plötzlich die Idee, damit von Montréal nach Vancouver zu fahren. Also fragte ich trioBike nach einer Kooperation, genau wie den Lifestyleblog Modacity. Beide sagten ja, darauf war ich gar nicht vorbereitet. Das Fahrrad kam frisch von der Fabrik zu mir. Also musste ich meinen Plan in die Tat umsetzen.

Lamar Timmins leichtes Cargobike Triobike
Ist Kanada ein guter Ort zum Fahrradfahren?

Die Straßenverhältnisse sind gut, auch wenn es schwierige Strecken gab, auf denen meine Schulter schmerzte. Ich hatte auf der ganzen Tour keinen einzigen platten Reifen. In den Städten gab es zuverlässige Fahrradläden und ich habe gehört, dass im Sommer Tausende dieselbe Strecke fahren. Oktober/November als Reisezeit haben zwar viele wegen des Wetters kritisch gesehen, aber  ich persönlich fand es so sehr angenehm: kühles Klima und keine Insekten.

Touren-mit-Cargobike_Lamar-TimminsGibt es Radwege?

Nur die großen Städte wie Calgary, Ottawa, Vancouver und Winnipeg hatten richtige, gute Fahrradwege. Ansonsten wusste ich, dass ich immer auf dem Trans Canada Highway fahren würde. Das ist erlaubt. Am Schönsten war es in den Rockies. Alle haben gesagt, dass es dort hart werden würde. Aber im Gegenteil, es ging meist bergab.

Cargobike_ZugvoegelWie viele Kilometer bist du pro Tag gefahren?

Im Durchschnitt über 120 und an meinem besten Tag 240. Aber natürlich gab es auch schlechte Tage, an denen ich unter 100, einmal sogar nur 20 Kilometer geschafft habe. Ich wollte unbedingt an meinem Geburtstag, dem 7. November, in Vancouver sein und habe alle Etappen entsprechend geplant. Manchmal war mir auch einfach nicht nach Campen, sodass ich mich gezwungen habe, bis zum nächsten Ort zu fahren.

Fahrradtour durch Kanada Indian SummerDa musst du viel abgenommen haben?

Ja, ich habe Fett und auch viel Muskelmasse verloren. Vor allem am Oberkörper. Aber ich habe das nicht kontrolliert.

Wie hast du dich denn auf der Reise ernährt?

Essen war ein wichtiges und sehr teures Thema. Ich habe 6.000 Kalorien pro Tag verbrannt, deshalb habe ich immer gegessen so viel ich konnte. Um keine Zeit durch Kochen zu verlieren, war ich meist in kleinen Restaurants, Supermärkten oder bei Tim Hortons, einer beliebten kanadischen Coffeshop-Kette, bei der es Donuts und Sandwiches gibt. Zum Frühstück habe ich immer irgendwo auf dem Weg angehalten. Außerdem hatte ich Haferflocken in Portionstüten dabei.

Cargobike Tour Donuts von Tim HortonsBist du vorher viel Rad gefahren?

Ich fahre zwar in der Stadt viel Fahrrad und habe als Teenager 1-3-Tagestrips unternommen, aber das war meine allererste große Tour. Ich habe mir Funktionskleidung und Campingausrüstung gekauft und wusste, welche Strecke ich fahren werde, aber das war’s an Vorbereitung.

Cargobikes sind gerade auch bei uns im Kommen. Was ist der wesentliche Unterschied zu normalen Fahrrädern?

Viele hätten so eine Route sicher mit einem Tourenrad machen. Das kostet in der Anschaffung weniger und man kann es mit in den Bus nehmen. Aber ein Cargobike hat auch große Vorteile. Du kannst alles, was du brauchst in einer einzigen großen Tasche verstauen. Dadurch finde ich es windschnittiger, und ansonsten fährt es sich wie ein normales Fahrrad. Gerade das Modell, das ich hatte, ist außerdem aerodynamisch designt und sehr leicht – das ist also kein Gegenargument.

Kanada mit Cargobike von Triobike Rocky Mountains
Wo hast du auf deiner Tour übernachtet?

Etwa ein Drittel der Nächte habe ich gezeltet, ein Drittel in Motels übernachtet und ein weiteres Drittel habe ich bei Leuten verbracht, die mich in ihrem Haus schlafen ließen. Mit dem Campen hatte ich vorher keinerlei Erfahrung, sodass ich am Anfang große Probleme damit hatte, mein Zelt auf- und wieder abzubauen.

Canada by Cargobike Camping KanadaHast du unterwegs viele Leute kennengelernt?

Ja, auch wenn ich auf langen Strecken durchs Niemandsland gefahren bin, habe ich viele Leute kennengelernt. Meist wenn ich in den Städten etwas gegessen habe, mein Cargobike hat die Menschen neugierig gemacht.

Außerdem haben mich viele über Social Media kontaktiert, zum Beispiel um mich zum Abendessen oder auf ein Bier einzuladen. Über warmshowers.org habe ich Menschen gefunden, bei denen ich wohnen konnte. Sie waren alle nett und haben sich sogar um mein körperliches Wohl gesorgt.

Kanada mit Cargobike Häuser KanadaWenn Deutsche an  Kanada denken, denken sie an Bären und Wölfe. Hast du Begegnungen mit solchen Tieren gemacht?

Gott sei Dank nicht, auch wenn ich definitiv im Bären-Land war. An den Straßen standen Schilder wie „Bären füttern verboten!“ und ich hatte Bären-Spray dabei. Erstaunlicherweise habe ich nicht viel von der wilden Natur mitbekommen, obwohl im Herbst in den nördlichen Gefilden Jagdsaison ist.

Bike Tour Bären in KanadaGab es einen Moment auf deiner Fahrradreise, in dem du am liebsten aufgegeben hättest?

Ja, sogar viele. Mir tat ständig alles weh und manchmal haben mich die langen Entfernungen entmutigt. Besonders im bergigen Norden von Ontario, da mochte ich nicht mehr. Nach Alberta zu kommen war auch schwierig, weil ich mit einem Schneesturm gekämpft habe. Aber mir war immer bewusst, dass an meinem Projekt noch andere Leute dranhängen.

Ich wollte außerdem nicht als Versager dastehen. Teilweise habe ich zwar darüber nachgedacht, den Bus zu nehmen, doch die wollten mein Rad nicht transportieren. Im Endeffekt blieb mir also keine andere Wahl, als einfach weiter zu machen.

Cargobike Biketour Lamar Timmins
Wie hast du es geschafft, dich immer wieder zu motivieren?

Nach elf Stunden Radfahren, nach Tagen mit Hagel und Regen konnte mich eigentlich nur noch mein Kopf auf Trab halten. Man braucht sehr viel geistige Stärke, darauf hätte mich auch nichts richtig vorbereiten können. „Hör nie auf zu treten!“, habe ich mir immer gesagt.

Was waren deine Highlights der Tour?

Die Rockies aus der Entfernung zu sehen. Aufzuwachen, um dann – begrüßt von einem wundervollen Sonnenaufgang – aus meinem Zelt zu treten. Und als ich meinen Vater in Calgary getroffen habe, hat mir das unheimlich viel Kraft gegeben und mich stolz gemacht. Das letzte Highlight war mein Geburtstag, als ich das Endziel Vancouver erreicht hatte.

Fahrradtour kanadische Seen canadian lakes

Menschen, die solche Abenteuer erleben, sagen immer, dass man dabei ganz viel über sich selbst lernt. Was hast du über Lamar Timmins gelernt?

Wenn ich etwas wirklich schaffen will, dann kann ich es auch, solange ich an mich selbst glaube. Ich habe gelernt, wie wichtig das ist, um seine Träume zu verwirklichen. Auf der Tour habe ich außerdem festgestellt, dass ich die Einsamkeit genauso genieße wie das Zusammentreffen mit Fremden.

Du musst jetzt Tausende von tollen Fotos haben. Hast du Veröffentlichungspläne?

Ich habe viele Bilder gemacht, aber auch ganz viele tolle Fotogelegenheiten verpasst. Inzwischen habe ich meine 100 Favoriten ausgewählt. Zurzeit mache ich gar nichts damit, ich würde aber gerne einige Aufnahmen drucken lassen. Vielleicht werde ich sie eines Tages in unserem Fahrradladen ausstellen.

Kanada mit Cargobike Toronto CityIch habe dich ja vor einiger Zeit bei AHOI VELO, einem Laden für Cargobikes in Hamburg, kennengelernt. Du hast dort eine kleine Auswahl deiner Fotos gezeigt. Was hat dich überhaupt hierher gebracht?

Den Winter nehme ich mir immer zum Reisen frei. Und Deutschland ist für mich ein besonderes Reiseland, weil hier alles begann: In München habe ich mal einen Job als Fahrradtour-Guide bekommen. Das hat erst mein Interesse an dem ganzen Bike-Lifestyle geweckt. Ich habe dort sechs Monate lang gearbeitet und eine Menge Deutsch gelernt. Auch Anfang dieses Jahres habe ich wieder einen Deutschkurs am Goethe-Institut besucht, diesmal in Hamburg.

Cargobiker Lamar Timmins bei ahoi velo in Hamburg

Lamar Timmins bei ahoi velo in Hamburg

Und wie gefällt dir meine Heimat?

Hamburg ist eine großartige Stadt mit vielen interessanten Vierteln. Es ist ein toller Ort, um die deutsche Sprache zu lernen. Du kannst immer tiefer in die Stadt eintauchen, solange, wie es dir gefällt. Ich hoffe, ich kann nächsten Winter wiederkommen.

Das wäre ja super, vielen Dank für das Interview! Wer zufällig demnächst in Montréal ist, kann Lamar übrigens in seinem Fahrradladen allo velo besuchen. Dort gibt es auch Cargobikes. Wer hier in Hamburg mal Probefahren möchte, schaut zum Beispiel bei AHOI VELO am Schlump oder bei Cargobike-Hamburg in Winterhude vorbei.

Alle Fotos © Lamar Timmins

Requisiten für alle!

Früher wollte ich eine ganze Weile lang Schauspielerin werden. Schon in der Grundschule war ich auf der Bühne als leidenschaftlicher Sandmann in Peterchens Mondfahrt zu sehen. Sogar mein Gymnasium habe ich unter anderem gewählt, weil dort damals einige Schüler-Musicals inszeniert wurden. An diese Zeiten hat mich am vergangenen Wochenende die Hanseatische Materialverwaltung erinnert.

Hanseatische-MaterialverwaltungDer Name klingt beim ersten Hören etwas verstaubt, oder? Zu dem Frühlingsfest der Organisation am Rande der Speicherstadt musste mich eine Freundin deshalb auch fast überreden. Letztendlich hat das super Wetter den Ausschlag gegeben und uns auf das ehemalige Industriegelände kurz hinter der Oberhafenkantine geführt. Wir treten also am Pfingstsonntag durch ein kleines, grünes Tor in Monsteroptik und ganz plötzlich umarmt uns kreatives Berlin-Flair.

Kinder hopsen auf Schaumstoffballen und Erwachsene lümmeln sich auf alten Sofas. Ein Mann entspannt auf einem grünen Plastiksessel, der offensichtlich früher mal eine Mülltonne war. Zu chilligen DJ-Klängen dringt der Duft von Gebackenem durch die Luft und aus einem Bulli werden erfrischende Frappés gereicht. Manch einer stößt alternativ mit Fritz-Limo oder Bierchen auf den zweijährigen Geburtstag der Hanseatischen Materialverwaltung an.

Hanseatische-Materialverwaltung-FruehlingsfestWas aber macht die Hanseatische Materialverwaltung nun eigentlich? Sich dafür einsetzen, dass Theater- und Filmrequisiten nicht einfach weggeschmissen werden! Große Schauspielhäuser, Filmverantwortliche, Werbetreibende aber auch Messeveranstalter & Co. können einfach bei der gemeinnützigen Organisation anrufen.

Die Hanseatische Materialverwaltung holt dann Kulissen, Kostüme und sonstige wiederverwertbare Dinge ab und bringt sie in die große Lagerhalle in der Stockmeyerstraße 41 – 43.

Entsprechend wuselig sieht es dort aus, wie auf einem großen, besonderen Flohmarkt eben. Hier wird beispielsweise fündig, wer einen überdimensionalen Käselaib, ein Riesen-Plastikeis oder einen Kinosessel sucht. Von Ankleidepuppen, Scheinwerfern bis hin zu alten Uniformen – man findet Dinge, die einen auf kreative Ideen bringen. Es gibt aber auch Fundstücke wie Weltkarten, Vasen oder Bilderrahmen, die wunderbar alltagstauglich sind.

Die Hanseatische Materialgesellschaft hat schon manchen Schulklassen, Studentengruppen und Künstlern ausgeholfen. Insgesamt haben die Schätze, die bereits vor der Entsorgung gerettet wurden, einen Wert von 23.000 Euro.

Hanseatische-Materialverwaltung-Halle

© Hanseatische Materialverwaltung

Trotz des Erfolges und durchweg positiver Nutzerrückmeldungen stecken die Initiatoren derzeit in der finanziellen Klemme! Da ihre öffentliche Förderung ausläuft und nach eigenen Aussagen schon mehr als 5.000 Arbeitsstunden ehrenamtlicher Helfer in das Projekt geflossen sind, wird es ohne Spenden schwer, den Betrieb aufrecht zu erhalten. Noch bis Ende Juni läuft deshalb eine Crowdfunding-Aktion. Also: „Erzählt all euren Freunden davon! Teilt auf Facebook, schreibt E-Mails oder ruft einfach eure Oma an. Ihr macht das schon“, wie es der DJ am letzten Sonntag so schön formulierte!

Hanseatische-Materialverwaltung-TheaterkulissenHanseatische Materialverwaltung 
Stockmeyerstr. 41 – 43
20457 Hamburg
Tel: 0172/ 433 00 55
#EinFundusFürAlle

Öffnungszeiten: Mo. – Fr. von 10 – 18 Uhr
Mehr Infos gibt’s hier: http://hanseatische-materialverwaltung.de/

 

 

 

11 Tipps für Dresden Neustadt

Ich war ja neulich in Dresden, ein super Ziel für einen Citytrip! Reisende zieht vor allem die historische Altstadt mit ihren beeindruckenden Barockbauten an. In der Neustadt hingegen weht ein moderner Wind. Hier wohnen die Studenten, die auf hippe Klamotten- und Einrichtungsläden stehen. Auch wer individuelle Cafés, Bars und Restaurants sucht, ist auf der nördlichen Seite der Elbe richtig.

Hier kommen meine 11 Tipps für Dresden abseits von „Disneyland“, so nennen die Einheimischen den touristisch erschlossenen Stadtkern manchmal liebevoll.

1) Frühstück in der Scheune

Dresden_ScheuneDer perfekte Tag in der Dresdner Neustadt beginnt mit einem ausgiebigen Brunch der Scheune. Das ehemalige Jugendclubhaus aus den 50er Jahren hat in Dresden Kult-Status. Ein langes Buffet hält im Scheunecafé kalte und warme, herzhafte sowie süße Speisen bereit. Neben den Frühstücks-Standards sind mir besonders die indisch gewürzten Gerichte, die knuffigen Mini-Haxen und köstlichen Mini-Joghurtspeisen in Erinnerung geblieben.

Kostenpunkt: 13,80 Euro (exklusive Getränke), wenn man mindestens am Tag vorher reserviert. Mit einer größeren Gruppe ist deutlich mehr Vorlauf ratsam, um in urig-kreativem Ambiente zu Brunchen. In der Scheune kann man übrigens auch Tatort gucken, Konzerten lauschen und vieles mehr.

Alaunstraße 36-40 | Mo-Fr 17-24 Uhr, Sa/So 10-1 Uhr

2) Gute Stube

Dresden_GuteStubeHereinspatziert in die Gute Stube! Schlendert man die Rothenburger Straße entlang, dann zieht einen dieser kleine Wohnladen magisch an. Wer mag, kann sich auch mit einem Eisbecher in die Badewanne davor setzen wie die Mädels auf dem Titelbild. Das sympathische Geschäftskonzept: Alte Flohmarktfunde werden zu neuen, individuellen Schmuckstücken.

Rothenburgerstraße 32 | Mo-Fr 11-19 Uhr, Sa 11-18 Uhr

3) Doppellotte

Dresden_DoppellotteTotal süße Klamotten hat dieser Laden mit dem netten Namen Doppellotte. Da möchte man am liebsten sein eigener Zwilling sein, um dann die Kleider zu tauschen. Maritimes, Buntes, Legères und Raffiniertes wie Kleider und Pullis mit interessanten Kragen gibt es hier. Ihr könnt ja schon mal in den Online-Shop schauen, was euch anlacht.

4) Au Chérie

Dresden_Au-Cherie-CollageGepunktete Gummistiefel und eine Gieskanne baumeln über dem Eingang von Au Chérie. Das Geschäft hat skandinavische Mode für Damen sowie individuelle Kinderklamotten. In den Regalen findet sich außerdem verspielter Schnickschnack wie mit Fahrrädern bedruckte Brotdosen. Einfach mal einen Blick hinein werfen.

Böhmische Straße 18 | Mo-Frei 10-19 Uhr, Sa 10-18 Uhr

5) Tranquillo

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Stimmt es eigentlich, dass der Fuchs im Bereich Fashion & Living die neue Eule ist?

Anders als der Name vermuten lässt, geht es im Tranquillo nicht etwa ruhig und langweilig zu. Im Gegenteil, die Mode ist bunt und unkonventionell. Man könnte fast sagen: Desigual in bezahlbar. Nicht jedermanns Sache, aber allemal interessant. Auch Fans von Wohndeko und Vintage-Möbeln werden in dem Laden fündig. Wer ein Schnäppchen machen möchte, schaut direkt um die Ecke mal in das Tranquillo Outlet oder erstmal online.

Rothenburgerstr. 43 | 11-20 Uhr | Outlet: Louisenstraße 45

6) Hinterhöfe

Dresden_Hinterhoefe1

Niemand kann von sich sagen, dass er die Dresdner Neustadt kennt, wenn er nicht einen Blick in die vielen Hinterhöfe geworfen hat. Besonders beeindruckend ist die Kunsthofpassage, deren bunte Häuserfassaden „Fotografier mich“ schreien. Hier verstecken sich Läden wie Mrs Hippie, wo man sich zurück in die 70er Jahre shoppen kann.

Görlitzer Straße 25 | Mo-Fr 10.30-19.30 Uhr, Sa 10.30-17.30 Uhr

7) Elbsalon

ElbsalonErst Anfang 2015 hat in Dresden Neustadt der stylishe Elbsalon eröffnet. Frisch, leicht und gesund kommt das Angebot daher. Von edelbitterem Schokoladenmüsli, belegten Bagels über Smoothies bis hin zu extravaganten Salaten. Vor 18 Uhr ist Selbstbedienung, danach wird serviert – zum Beispiel die ausgewählten Pastakreationen. Dabei gibt es Extra-Speisekarten für Gäste, die beispielsweise glutenfrei, laktosefrei oder vegan essen.

Königsbrücker Strasse 74 | Mo-Fr ab 7 Uhr, Sa/So/feiertags ab 8 Uhr

8) Raskolnikoff

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Auf diesen super Gastro-Tipp wäre ich ohne Empfehlung nie gekommen. Das Raskolnikoff verbirgt sich in einer Straße, die ein wenig aussieht, als würde sie eine Abrissparty feiern. Zu dem Restaurant gehören noch eine Raucherbar, eine Pension, eine Galerie und ein Garten. Das hätte man von außen wirklich nicht gedacht!

Von den Speisen aus aller Welt habe ich lecker Lammhaxe, Rosenkohl und Kartoffelrösti gewählt. Durch den Tresen konnte ich sogar die Köche sehen, die hauptsächlich Produkte aus der Region verwenden.

Böhmische Straße 34 | Mo- Sa 11-2 Uhr, So 9-2 Uhr

9) Programmkino Schauburg

KinoFür einen ruhigen Abend in Dresden Neustadt bietet sich ein Kinobesuch an. Aber ein herkömmlicher Multiplex-Palast wäre im Urlaub ja langweilig. Perfekt also, dass es das Filmtheater Schauburg gibt. Das hat auch eine kleine, nett eingerichtete Lounge. Die alten Klappsitze in den Kinosälen selbst sind zugegebener nicht sehr bequem.

Praktisch für einen Snack davor oder danach: Der Elbsalon (siehe vorheriger Punkt) liegt direkt gegenüber.

10) Wohnzimmer

WohnzimmerDas Wohnzimmer ist so gemütlich wie bei Oma und Oma, nur etwas schicker und es gibt bessere Cocktails. Für leckere Mischungen wie „Amor“ oder „Freshfruit“ zahlt man meist unter 7 Euro. Das Klientel ist jung, aber auch nicht ausschließlich, und bleibt gerne lange. Wer lieber nachmittags kommt, kann sich durch wunderbar klingende Kakaovariationen testen.

Jordanstraße 27/Ecke Alaunstraße/ Mo-Fr 15-2 Uhr, Sa/So 14-2 Uhr

11) Pfunds Molkerei

Gerade auf Städtereisen spare ich mir gerne Dinge auf, damit ich irgendwann wiederkommen muss! Deshalb war ich in der Dresdner Neustadt nicht in der Pfunds Molkerei, die jeder Reiseführer empfiehlt. Seit 1997/98 steht sie im Guiness Buch der Rekorde als „Schönster Milchladen der Welt, ausgestattet mit 247,90 Quadratmetern handbemalter Fliesen“. In dem prunkvollen Geschäft, das seit Ende des 19. Jahrhunderts besteht, lassen sich sicher exquisite Milchprodukte kosten.

Bautzner Str. 79 | Mo-Sa 10-18 Uhr, So/Feiertags 10-15 Uhr

Dresden-NeustadtUnd ansonsten: Einfach treiben lassen … dann könnt ihr nichts verpassen ;-)! Ich freue mich über Kommentare, was ihr von meinen Tipps für Dresden Neustadt haltet und ob ihr weitere Tipps habt.

 

Harter Tobak: Hate Poetry

Es ist wirklich nicht einfach, die Veranstaltung Hate Poetry zusammenzufassen, bei der im Rahmen der Langen Nacht der Zeit „die krassesten Leserbriefe und schlimmsten Drohmails“ vorgetragen wurden. Seit genau einer Woche wabert jetzt die erschreckende Erkenntnis in mir, dass es nicht wenige in Deutschland lebende Menschen mit fremdenfeindlichem Gedankengut gibt.

Ok, dass sie existieren, war irgendwie klar, aber am letzten Donnerstag wörtlich zu hören, wie sie sich gegenüber Redakteuren großer deutscher Medien äußern, war doch noch einmal etwas anderes. Nur weil die Schreiberlinge einen anders klingenden Namen und Wurzeln in anderen Kulturkreisen haben, sind sie in ihrem Arbeitsalltag ständig Beleidigungen und Belehrungen ausgesetzt.

Vielleicht war ich auch vor allem deshalb so überrascht darüber, weil ich keine Ahnung hatte, dass der Fokus des Hate Poetry Slams auf dem Multikulti-Aspekt liegt, sprich, dass es sich um eine Antirassistische Leseshow handelt. Gebetsgesangartige Klänge tönen am Donnerstagabend durch den stockdunklen Mojo Club, als ich versuche einen Platz auf den Stufen im oberen Geschoss zu finden oder überhaupt erstmal irgendetwas zu sehen.

Hate Poetry Hamburg 2015 Mojo Club

Autoren von Spiegel, Spiegel Online, ZEIT, Frankfurter Rundschau, Tagesspiegel u.a. zitieren ihre Leser

Dass die meisten Gäste stehen müssen, sei nicht so gedacht gewesen, „alle Beschwerden bitte an den Veranstalter“, dringt es durch das Mikrofon. So ein Ausspruch ist aber auch nicht die feine, professionelle Art, denke ich verwundert über die Moderatorin Ebru Tasdemir von der taz. Oder gehört der sarkastische Ton etwa schon zum Programm?

Tasdemir sitzt mit fünf weiteren Journalisten an einer langen Tafel, die Alditüten, Flaggen und Politikerporträts schmücken. Der Reihe nach lesen die Autoren kritische Leserzuschriften vor. Dabei gibt es verschiedene Kategorien, die Namen wie “Sehr geehrter Herr Arschloch, liebe Frau Fotze“ tragen. Durch Applaus entscheidet das Publikum am Ende jeder Runde, wer den krassesten Kommentar bekommen hat. Gar nicht so leicht zu entscheiden bei Lesermeinungen wie diesen:

Da wird einem Redakteur mit türkischem Namen unterstellt, er könne nicht objektiv über den Islam berichten. „Geh endlich sterben, du Dreckskanake“, schimpft ein Leser. „Überall wo Moslems sind, wird es scheiße“, heißt es von Seiten eines anderen. Und ein Dritter hat eine ganz ausgefeilte Rechnung parat: Rein rechnerisch würden 50 Prozent aller Türken von den Huren einstiger Soldaten abstammen, sagt er.

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von l. nach r.: Mely Kiyak (Frankfurter Rundschau, Berliner Zeitung u.a.), Hasnain Kazim (Spiegel-Korrespondent in Istanbul), Moderatorin des Abends: Ebru Tasdemir (taz)

„Wieso beschmutzt du dein Vaterland“, hagelt es aber auch Kritik von den eigenen Volksgenossen. Ungefragt wird beispielsweise Özlem Gezer, eine türkisch stämmige Autorin des Spiegels geduzt: „Lass das, Özlem!“ verlangt jemand. Auch die Frage, wer Gezer bezahle bleibt nicht aus: „Steckt da die europäische Zinslobby dahinter?“

Einem weiteren Autoren in der Runde wird gewünscht, dass man ihn vergase wie damals die Juden und er am Ende als Rauch aus dem Schornstein emporsteige. Einige Leser der Frankfurter Rundschau wiederum fordern die „Absetzung“ der langjährigen Kolumnistin Mely Kiyak. Einer von ihnen droht mit der Abo-Kündigung, wenn dies nicht innerhalb einer bestimmten Frist geschehe. Wegen Kiyak werden sogar Abos von Magazinen gekündigt, für die sie nie gearbeitet hat.

Hate-Poetry-Hamburg-2015

von l. nach r.: Mohamed Amjahid (Tagesspiegel), Özlem Gezer (Spiegel), Yassin Musharbash (DIE ZEIT)

„Dieser Beitrag ist mir zu differenziert“, bekommt Redakteur Mohamed Amjahid in einer Mail vorgeworfen. Der Tagesspiegel-Volontär sahnt übrigens in der oben erwähnten Kategorie den lautesten Applaus ab. Als Belohnung darf er sich über ein kiezig blinkendes Döner-Schild freuen. Zwischen all den Pöbeleien regnet es beim Hate Poetry Slam übrigens auch Konfetti und Bonbons. Es werden Bananen an das Publikum verteilt und Weingläser geleert. Das passt zum theatralischen Vortragsstil, in den die Lesenden jede Menge Witz hineingeben.

Hate-Poetry-Hamburg-2015-2Ist Humor also der beste Schutz gegen Angriff? Das Absurde durch seine Absurdität entlarven? Ja, das klingt plausibel und es wirkt auf die attackierten Autoren offenbar befreiend. Über drei Stunden Hate Poetry Hamburg fordern zweifelsohne die Lachmuskeln, sie öffnen Augen, aber erschöpfen den Zuhörer auch. So viel gebündelte Boshaftigkeit sind wir einfach nicht gewohnt!

Wo die hartgesottene Journalistentruppe als nächstes gegen den Rassismus in Deutschland anliest, seht ihr auf hatepoetry.com. Nach Hamburg kommt sie sicherlich auch mal wieder, schließlich leben wir in einer weltoffenen Stadt, oder? Was haltet ihr denn von dem Format Hate Poetry?

 

Einfach Meer: Ocean Film Tour

Gehört ihr auch zu den Ocean Lovers? Ich glaube, uns Hamburgern liegt die Liebe zum Wasser irgendwie im Blut. Deshalb war die Hütte auch voll, als die International Ocean Film Tour diese Woche ins CinemaxX-Dammtor lockte. Coole Surferboys flimmerten ebenso über die Leinwand wie uncoole Haischlachter. Die Kurzfilmreihe hat eindrucksvoll gezeigt, wie mächtig und zugleich zerstörbar die großen Weltmeere sind. Werfen wir doch mal einen genaueren Blick auf die vier Beiträge, die mir besonders in Erinnerung geblieben sind. Die werden sicher auch euch beeindrucken!

Attractive Distractions: Heiße Surferboys

AttractiveDistractions_SurferfilmWarum der Eröffnungsbeitrag der Ocean Film Tour Attractive Distractions heißt, darf jeder für sich selbst interpretieren. Die Kamera nimmt uns mit an paradiesische Orte, an denen Profisurfer ihrer Leidenschaft nachgehen. „Es gibt viele Dinge, die sind größer als du, es kommt nur darauf an, wie du mit ihnen umgehst“, sagt eine Stimme aus dem Off.

Im nächsten Moment streichelt ein knackiger Beachboy eine Riesenwelle von innen. So lässig, wie ein Typ, der sich gegen einen Kühlschrank lehnt, gleitet er durch den Tunnel aus wild schäumendem Nass.

AttractiveDistractions_ProfisurferIn Attractive Distractions geht es um Nervenkitzel, sportliches Geschick, aber auch um einen Lifestyle. So ästhetisch wie die Südsee-Sonne durch das nasse Haar der braun gebrannten Surfer schimmert, könnte der Film glatt eine Inszenierung von Roxy, Quicksilver und Co. sein. Das kann man kritisch sehen oder man genießt einfach!

(R)evolution: Warum es schlecht um uns steht

Revolution_Korallen-Great-Barrier-ReefUnsere Erde besteht zu 70 Prozent aus Wasser und die Hälfte des Sauerstoffes, den wir atmen, kommt aus dem Meer. Das heißt: Ohne eine intakte Unterwasserwelt sieht es ganz schlecht um uns Menschen aus. Wir wissen, was wir tun müssen, es liegt jetzt nur an dem Willen der Politik, sagen Wissenschaftler.

Umso wichtiger, dass es Leute wie Rob Stewart gibt, die Otto Normalverbraucher immer wieder auf das Thema aufmerksam machen. Dabei wollte der junge Meeresbiologe eigentlich „nur“ einen Film über das Sterben der Haie drehen, die täglich zu Tausenden für ihre Flossen getötet werden. Doch während er mit den gefürchteten Tieren kuschelt, fällt ihm auf, wie viele Korallenriffe in deren Lebensraum bereits verödet sind.

Revolution_Tigerhai-BahamasRevolution_Tote-Haie

Keine Korallen, kein Plankton, keine Fischvielfalt. Das alles ist eine Entwicklung, die auch für uns fatale Folgen hat. Wir müssen genau jetzt reagieren, warnt der eindringliche Film (R)evolution. Was kann also jeder Einzelne tun? Sich bei jedem Einkauf fragen, nach welchem Produkt er da gerade greift! Und mal ehrlich: Muss es wirklich die Plastiktüte sein?

And Then We Swam: Ozean vs. Ruder-Amateure

And-Then-We-Swam_Ozeanrudern1Zwei Chaoten aus England mit null Erfahrungen im Rudern, geschweige denn im Übernachten auf dem Wasser, beschließen mehr als 5.000 Kilometer über den Indischen Ozean zu paddeln – von Australien bis zur Insel Mauritius. Einer von ihnen (das kommt allerdings erst mitten in dem Film raus) ist nach einer schweren Krankheit an den Füßen gelähmt. Er sieht in dem Trip die Chance, endlich das Gefühl echter Freiheit wieder zu gewinnen.

And-Then-We-Swam_OzeanrudernIm Laufe der Tour werden die Wellen natürlich größer, die Bärte der Ruderer länger und die Hintern immer wunder. Richtig trocken ist man auf dem Boot ja nie und allein der Wind bestimmt, wie das Duo vorankommt. Fast hätten die beiden Frohnaturen tatsächlich das Unglaubliche geschafft und aus eigener Kraft ihr Ziel erreicht …

.. doch dann bäumt sich plötzlich aus dem Nichts eine riesige Welle vor dem Boot auf. Die Wassermassen spülen es durch und lassen nicht mehr viel Seetüchtiges übrig.

Eine zweite Monsterwelle schleudert das Schiffchen schließlich ganz davon. Noch im letzten Moment davor beschließen James Adair und Ben Stenning, ins Meer zu springen. Dass diese Männer schwimmenderweise ein Korallenriff erreichen und irgendwann von einem Rettungsschiff dort abgeholt werden würden, hätten sie zu diesem Zeitpunkt selbst nicht mehr geglaubt. Spannender als ihr Film And Then We Swam könnte kaum ein Blockbuster sein.

Red Bull Storm Chase: Sturmwarnung? Hin da!

Stormchase_Redbull-StormchasingWenn aus dem Radio eine Unwetterwarnung schallt und es heißt, man solle nur im Notfall rausgehen, dann gibt es viele Menschen, die sich an diese Empfehlung halten. Es gibt aber auch solche, die sich genau dann auf den Weg machen, die dahin reisen, wo der Sturm gerade am heftigsten wütet und dann sogar ihre Surfbretter rausholen.

Verrückte Windsurfer dieser Art versammelt jedes Jahr das Red Bull Storm Chase. 10 Teilnehmer, 3 Stationen an verschiedenen Orten der Welt und am Ende gibt es nur einen, der siegt. Einen, der auch bei 12 Meter hohen Wellen noch die eleganteste Figur von den Wassersportlern macht.

Stormchase_Redbull-StormchaseSeit der Ocean Film Tour weiß auch ich: Windsurfer können fliegen! Nicht nur mal ganz kurz, sondern wirklich! Wer auch mal so verblüfft werden will, behält für die nächste Filmrunde diese Website im Blick oder schaut mal bei den DVDs. Und dann gibt es ja auch noch die Outdoor Film Tour, von der ich schon berichtet habe. Nur eine Anregung an die Veranstalter: Wenn nach der Pause noch mal zielgruppenspezifische Werbung kommt, dann wenigstens kurz vorwarnen!

Und ihr, was sagt ihr zu den Filmbeiträgen? Konnte euch mein kleines Resümee beeindrucken oder wart ihr sogar selbst bei der Ocean Film Tour und habt vielleicht andere Favoriten? Schreibt mir gern einen Kommentar!

Ocean-Film-Tour-Hamburg
Titelbild © Daniel Norkunas/Take Shelter Productions

Lange Nacht der Zeit 2015

Lange Nacht der ZEIT am 07.05.

Seit einem Jahr gibt es sie jetzt, die Hamburgseiten in der ZEIT. Das feiert die Schmiede der schönen Worte am nächsten Donnerstag mit einer Langen Nacht. Auf dem Programm stehen interessante Diskussionen und Lesungen an verschiedenen Orten der Stadt. Zum Beispiel tragen die ZEIT-Redakteure Susanne Mayer und Kilian Trotier erotische Kurzgeschichten vor. Beim Hate Poetry wird um die krassesten Leserzuschriften gebattlet und auch beim Bullshit Slam fliegen mit Sicherheit unglaubliche Worte durch den Raum.

Die Reportagen aus ZEIT CAMPUS erzählen von „Liebe, Krieg & Credit Points“, während sich Moritz Uslar in 99 Fragen FDP-Frau Katja Suding vorknöpft. Um unfreiwilligen oder freiwilligen Schmerz dreht sich wiederum ein Experten-Talk in der Schön Klinik. Und natürlich dürfen auf einem Event der ZEIT Gespräche über Kunst, die Elbphilharmonie und den Weltfrieden nicht fehlen. Alle Veranstaltungen der Langen Nacht der ZEIT sind kostenlos, ihr findet sie mit Uhrzeiten sowie den jeweiligen Veranstaltungsorten unter http://leserservice.zeit.de/hamburg/veranstaltungen.php.

Jetzt noch schnell online für den 07.05. anmelden! Als Erstes war übrigens das Tête à Tête von Giovanni die Lorenzo und Kultpolitiker Helmut Schmidt ausgebucht. Seid ihr eigentlich schon Fan der Hambitious-Facebookseite? Hier kündige ich immer coole Events an!

Was: Lange Nacht der Zeit
Wann: Donnerstag, 07.05.
Wo: verschiedene Orte in Hamburg
Preis: kostenlos nach Online-Anmeldung

Titelbild © Die ZEIT

Dresden: Geschichte vom Feinsten

Es mag komisch klingen, aber Dresden ist eine der wenigen anderen Städte in Deutschland, die mich schon immer interessiert haben. Mit Dresden und mir ist es so wie mit einem Film, von dem ich wusste, dass er gut ist, obwohl ich noch nicht einmal den Trailer gesehen habe. Ich hatte nie eine genaue Vorstellung von der sächsischen Metropole. Über Ostern war es dann endlich soweit. Relativ spontan habe ich der Deutschen Bahn zwei Fahrkarten für die letzten beiden Verbindungen mit Spartarif (29 Euro pro Strecke) abgewonnen, um gemeinsam mit meiner Mutter die freien Familientage mal anders zu verbringen.

Weiße Gasse Dresdner AltstadtDie gemütliche Wohnung eines jungen Dresdners, bei dem wir über Airbnb zwei Zimmer gebucht haben, ist der beste Ausgangspunkt für ausgiebige Entdeckungstouren. Der Blick streift vom Frühstücksbrötchen über den Platz der Weißen Gasse, wo sich auf 100 Metern 20 Restaurants und Cafés aneinanderreihen. Mitten im Herzen der Dresdner Altstadt können wir aus dem Schlafzimmer die Kreuzkirche und aus der Küche die Spitze der Frauenkirche sehen.

Frauenkirche, Zwinger und Co.

Frauenkirche: Ostern in Dresden In ein ein paar Gehminuten sind wir auch schon auf dem Platz, auf dem der Sakralbau aus leuchtendem Sandstein in den Himmel ragt. Wer genau hinschaut, sieht im Gemäuer einige dunkle Steine, die aus der Zeit vor der Bombardierung Dresdens 1945 stammen. Ebenso freundlich wie das imposante Äußere ist überraschenderweise auch der Innenraum der Frauenkirche. Hier herrschen fast ausschließlich freundliche Farben vor, sodass ich mich irgendwie an ein Kaffeehaus erinnert fühle. Dutzende Touristen drängen sich durch die Gänge. Sie bewundern die bemalte Kuppel, die geschwungenen Balkone und den mit Gold verzierten Altar.

Dresdner Altstadt: Frauenkirche Kuppel

An dem Tag als die Bomben der Engländer in nur 20 Minuten für völlige Verwüstung sorgten, wurde die Frauenkirche übrigens nicht zerstört. Erst etwa zwei Tage später fiel sie in sich zusammen – aufgrund eines Feuers, das von außen in den  Innenraum gedrungen war. Mit der Stunde Null, die in den Köpfen der Dresdner noch immer sehr präsent ist, beschäftigt sich übrigens auch das Panorama-Bild Dresden 1945 des bekannten Künstlers Yadegar Asisi.

Ich kann sehr empfehlen, sich das Riesen-Kunstwerk anzusehen! Es hängt noch bis Ende Mai und fortan voraussichtlich immer in der ersten Jahreshälfte im rund gebauten Panometer etwas abseits der City. Man fühlt sich wirklich in die Zeit des Ersten Weltkrieges versetzt, wenn man auf dem 15 Meter hohen Turm in der Raummitte steht und vor einem die Häuser des alten Dresdens rauchen, während Sirenen-Klänge und Bombengeräusche im Hintergrund ertönen.

Neben der Geschichte der Frauenkirche hat die auch als „Elbflorenz“ bekannte Stadt noch einige andere spannende Anekdoten zu erzählen. Zum Beispiel die von August dem Starken (1670-1733), seinerzeit Kurfürst von Sachsen, später König von Polen. Als Kunst- und Architektur-Liebhaber ließ er Dresden 1700 zur barocken Kulturmetropole umbauen. Weitere Leidenschaften des selbstbewussten Herrschers: Porzellan und Frauen. Die Legende besagt, dass der Mann nicht nur körperlich stark, sondern auch überaus potent gewesen sein soll. Er habe so viele Kinder in die Welt gesetzt, wie das Jahr Tage hat, munkelt man.

Ahnengalerie August der StarkeNachgewiesen sind allerdings nur neun, davon eins von seiner Ehefrau und drei von seiner Mätresse der Gräfin Cosel. Um sich den Liebeleien mit Letzterer bequem hingeben zu können, ohne dabei weit laufen zu müssen oder vom Volk gesehen zu werden, ließ er sich er sich eine geschlossene Brücke zwischen seinem Residenzschloss und dem Palast der Gräfin bauen. Aus dem selben Grund führt auch eine Rampe für seine Pferdekutsche zum Eingang des Taschenbergpalais hinauf, in dem sich heute ein Hotel befindet. In goldener Pracht kann man den Kurfürsten übrigens auf dem Neustädter Markt zu Pferde sehen und in der Altstadt gibt es eine ganze Ahnengalerie aller sächsischen Machthaber von 1127 bis 1904 zu bewundern (s. oben).

Es war auch August der Starke, der den Bau des berühmten Zwingers in Auftrag gab. Um den König von Dänemark zu beeindrucken, ließ er 1709 ein hölzernes Amphitheater errichten, das später in Stein weitergebaut als Orangerie diente. Neben der Frauenkirche und der nahegelegenen Semperoper, die wir alle aus der Radebergerwerbung gut kennen, ist der Zwinger nicht umsonst das bekannteste Bauwerk der Stadt. Pavillons, Bogen und Langgalerien umrahmen den fast quadratischen Platz. Die Fassaden sind reich mit Figuren und Blumensymbolen verziert. Das Gesamtkonstrukt steht auf der ehemaligen Festungsanlage, also in einem Bereich, wo man einen feindlichen Angreifer relativ leicht „bezwingen“ konnte.

Dresdner Altstadt: Natalie im Zwinger

Heute beherbergt der Zwinger drei bedeutende Museen: den Physikalisch-mathematischen Salon, die umfangreichste Porzellansammlung der Welt und die berühmte Gemäldegalerie „Alte Meister“. Ihr wollt eure wenige Zeit lieber im Freien verbringen? Dann stellt euch einfach mal nur auf den Platz, auf dem seit Jahrhunderten große Orchester spielen, und lasst den Ort auf euch wirken! Wer auf der Suche nach einem Museum ganz ohne den Touch des Verstaubten ist, dem kann ich übrigens das Deutsche Hygiene-Museum wärmstens empfehlen. Klingt langweilig, ist aber spannend!

Genaugenommen geht es dort sogar gefühlt ziemlich viel um Sex. Kinder freuen sich außerdem über einen Extra-Bereich. Die Anatomie des Menschen wird in den Ausstellungsräumen anhand von plastischen Modellen sehr anschaulich dargestellt, außerdem geht es um spannende Themen wie Partnerwahl, Sterbehilfe, Alkoholismus oder psychische Krankheiten. Wusstet ihr zum Beispiel, dass David Beckham einen Spleen hat: Bei ihm muss alles ordentlich und symmetrisch angeordnet sein.

Hurra, die Elbe ganz nah!

Dresdner Altstadt: Elbe DresdenUnd ja, da ist sie endlich. Unsere Elbe – nur eben viel weiter südöstlich, denkt der Hamburger. Sie teilt den historischen Stadtkern und die szenige Neustadt. Um das junge Lebeviertel wird es in einem weiteren Post gehen. Eine gute Idee ist hier zum Beispiel ein Shopping-Tag an einem Montag, denn im Zentrum rund um den Altmarkt finden tatsächlich noch immer diese Nazi-Aufmärsche statt. Die Anhänger von You-Know-Who werden allerdings immer weniger und es gibt Gott sei Dank Menschen, die sich gegen die Hetze engagieren. Deshalb hängen an Institutionen wie dem Hygiene-Museum oder der Semperoper derzeit auch Sprüche wie: „Weltoffenes Dresden: Eine Stadt für Menschen und Ideen aus aller Welt“.

Elbradweg DresdenDie beiden Elbufer eignen sich natürlich wunderbar zum Flanieren und der Elberadwegmacht einen ausgezeichneten Eindruck. An dem könnte man theoretisch bis nach Hamburg fahren. Heißer Tipp für Wochenenden: Jeden Samstag findet am Fuße der Albertbrücke am Käthe-Kollwitz-Ufer ein Flohmarkt mit allerlei Raritäten statt. Und auf der anderen Fluss-Seite unterhalb der Augustusbrücke lässt sich durch einen großen roten Bilderrahmen der Blick des Künstlers Bernardo Bellotto (alias Canaletto) nachvollziehen, als er 1748 sein bekanntes Ölgemälde von Dresden malte. Im Sommer lädt das Open Air Kino am Königsufer zu langen Filmnächten ein.

Dresdner Altstadt: Dampfschiff DresdenEine Schiffahrt von der Dresdner Altstadt aus ist mit Sicherheit auch was Schönes. Die Raddampfer fahren zum Beispiel am Blauen Wunder, der bekannten Brücke mit Bergbahn ins Villenviertel, vorbei. Bis hin zum beliebten Ausflugsziel Schloss Pillnitz. Einmal am Tag kann man auch in das einmalige Elbsandsteingebirge schippern, von dem ich euch unbedingt in einem separaten Beitrag Bilder zeigen muss!

Dresden-Tipps auf einen Blick

To See:

  • Frauenkirche, auch von innen!
  • Zwinger mit inklusive Museen, wer mag
  • Semperoper
  • Ahnengalerie der sächsischen Machthaber
  • Blick des Künstlers Canaletto
  • Neustadt!!! Ich erzähle euch noch, warum …
  • Etwas außerhalb: Loschwitzer Brücke (Blaues Wunder)
  • Insidertipp: Panorama-Bild von Yadegar Asisi im Panometer
  • Garantiert nicht langweilig: Deutsches Hygiene-Museum

To Do:

  • Geschichte aufsaugen
  • Am Elbufer spazieren gehen
  • Schifffahren
  • Radtour starten
  • Im Sommer: Open Air Kino gucken
  • Samstags über den Elbflohmarkt schlendern
  • Ausflugstipp: Elbsandsteingebirge!

Wart ihr schon mal in Dresden? Und wie hat es euch gefallen? Ich freue mich auch über Tipps für andere coolen Städtereisen in Deutschland!

25 Jahre Deichtorhallen: Picasso & The New Social

Ich bin kein komplett kunstferner Mensch, aber wenn ich mir große Werke so anschaue, wünsche ich mir oft, dass mir der Künstler selbst den tieferen Sinn erklären könnte oder zumindest jemand, der sich mit seinem Schaffen auskennt. Wenn es um Malereien von Monet, Vermeer, Rembrandt und Co. geht, habe ich mittlerweile sogar häufig Déjà-vus. Deshalb renne ich auch nicht mehr in jedem Urlaub bei schönstem Wetter in die großen Galerien – so talentiert besagte Künstler auch waren.

Spannend finde ich allerdings, wie sich zeitgenössische Künstler mit den großen Meistern auseinandersetzen. Gerade jemand wie Picasso, der seinerzeit ein Individualist und Vordenker war, ist da natürlich für Nachahmungen wie geschaffen. Welche Gestalt diese annehmen können, zeigen die Deichtorhallen zum 25-jährigen Bestehen. Happy Birthday an dieser Stelle an eine Institution, die für mich vor allem für tolle Fotoausstellungen steht und ohne die das Einfahren in den Hamburger Hauptbahhof einfach nicht dasselbe wäre. Am Sonntag gab es zum Jubiläum freien Eintritt und extra Programm.

Deichtorhallen

Picasso in der Kunst der Gegenwart

Im frisch sanierten Deichtorhallen-Gebäude, dem mit 3.800 Quadratmetern größten europäischen Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst, schließen wir uns am Sonntag direkt einer der Sonderführungen an. Veronica Beck studiert an der Uni Hamburg Kunstgeschichte und leitet uns durch die Ausstellung „Picasso in der Kunst der Gegenwart„. Sie zeigt uns zum Tag der offenen Tür vor allem Werke, über die sie viel weiß, weil sie die entsprechenden Katalogtexte geschrieben hat.

Deichtorhallen Ausstellung Picasso Alexander WolffDie Begeisterung der jungen Hamburgerin für ihr Fach springt sofort auf die Gäste über. Schon bei dem ersten Werk, das wir gemeinsam anschauen: einem Wandbild von Alexander Wolff, das die Architektur der neuen Deichtorhallen in einem Materialmix mit Textilien reflektiert. Einige Bestandteile sind nur angeklettet. Wolff ist dafür bekannt, dass er manchmal zum Beispiel Aufsichtspersonal dazu auffordert, seine Werke zu verändern. Und wenn er nur einen Stuhl davorstellt, dessen Position beliebig verändert werden kann.

Deichtorhallen Ausstellung Picasso Guernica Robert LongoZu den berühmtesten Picasso-Gemälden gehört das anklagende Bild Guernica aus den 1930er Jahren, das von kriegerischem Leid spricht. Der Besucher schaue bei solchen Gemälden allerdings gar nicht mehr genau hin, weil er sie kenne, sagt Veronica. Um die Aufmerksamkeit der Betrachter wiederzugewinnen und den Blick noch mehr in das Bild hineinzuziehen, hat Robert Longo in seiner eigens für die Ausstellung kreierten Wiederauflage einfach schwarze Balken eingebaut. Diese wirken wie dicke Gitterstäbe. Zudem ist das Kunstwerk aus mehreren schwarzen Bilderrahmen zusammengesetzt, was den Effekt noch verstärkt.

Führung Ausstellung Deichtorhallen Studentin Veronica

Klein aber oho könnte man zu den hier gezeigten Beispielen von Picasso-Rezeptionen sagen. Veronica bleibt vor einem Bild stehen, auf der ein Mann mit einem Papierschild am Flughafen steht. „Pablo Picasso“ steht darauf geschrieben. Der Mann reckt seinen Hals, als ob er auf jemanden wartet, der gleich mit seinem Rollkoffer aus dem Gate kommen müsste. Zu sehen ist der Künstler Jonathan Monk, der schon die Beatles und andere Prominente scheinbar abholen wollte. Durch das Warten auf teilweise bereits verstorbene Idole war ihm die Aufmerksamkeit von Passanten natürlich sicher.

Rachel Harrison widmet sich demgegenüber in einer bunten Strichzeichnung der Gesangsgröße Amy Winehouse. In Ahnlehnung an den picassoesken Kubismus wird diese etwas verschoben dargestellt. Denn die Sängerin habe häufig gewirkt, als sei sie nicht ganz bei sich. Kubistisch gestaltete Tränen rinnen aus den Augen von Francesco Vezzolis Olga Picasso. Auch hierbei zählt die Mehrsichtigkeit. Und nicht zuletzt beeindruckt der Fotograf Sandro Miller mit einem Exemplar aus seiner Foto-Reihe „Malcovich, Malcovich, Malcovich“. Hierfür bat er den befreundeten Schauspieler John Malcovich Ikonen aus der Zeitgeschichte exakt so nachzuahmen, wie sie sich auf ausgewählten Vorlagefotografien zeigten. Mit Belichtungsdetails und allem Schnick-Schnack empfindet der Fotograf die Bilder nach.

Die Ausstellung zu Picasso in der Gegenwart läuft noch bis zum 12. Juli und ist eine wirklich abwechslungsreiche Sache. Ergänzt werden die Bilder durch Kurzfilme und Figuren, wie die des überdimensionierten Picasso von Maurizio Cattelan (s. Titelbild).

The New Social

Im gegenüberliegenden Haus der Photographie ist derzeit die Ausstellung „The New Social“ zu sehen. Sie befasst sich mit den großen Veränderungen in unserer modernen Gesellschaft sowie deren Auswirkungen auf die Menschen – von der Finanzkrise bis hin zur totalen Vernetzung. Die Kernfrage zu den Bildern der jungen europäischen Fotografen lautet: Gibt es einen Ort für diejenigen, die bei all den Entwicklungen außen vor bleiben? Für Obdachlose etwa oder für die wenigen jungen Leute, die noch im kleinen Lettland wohnen bleiben. Sogar Brieftauben sind Gegenstand der Ausstellung. Wo es sie heute noch gibt, werden sie als Renntauben genutzt und wer nicht den direktesten Weg fliegt, landet direkt in der Suppe.Deichtorhallen Ausstellung The New Social Espen RasmussenAlle Künstler, deren Werke gezeigt werden, haben am Projekt European Photo Exhibition Award 02 teilgenommen. Der Norweger Espen Rasmussen, Jahrgang 1976, etwa zeigt Mittellose, die in seinem Heimatort leben. Eine kleine Industriegemeinde etwa 70 Kilometer westlich von Oslo. Hier schaffen sich die Einzelgänger einen Lebensraum, jenseits gängiger Konventionen.

Deichtorhallen Ausstellung The New Social Bournane EngelberthDie Fotografin Paula Winkler stellt sich die Frage, ob sich Geschlechterklischees heute komplett aufbrechen lassen. Ob es denkbar sei, dass der Mann, der maskuline Körper, die Frau als Sexobjekt ablöst? Eine Vorstellung davon, wie dies aussehen könnte, soll ihre Bilder-Serie „Centerfolds“ liefern. Für die Aufnahmen, die wie die Poster in der Mitte einer Zeitschrift zum Herausnehmen geknickt sind, hat sie allerdings eher androgyn wirkende Männer gewählt. Und Linda Bournane Engelberth porträtiert unter anderem homosexuelle Paare aus ihrem Bekanntenkreis in Lettland, die zusammenleben und Kinder haben. Das Glück liegt in dem Moment und in den menschlichen Beziehungen, so die Message.

Deichtorhallen Ausstellung The New Social Kirill GolovchenkoKirill Golovchenko  befriedigt mit seiner Fotocollage den gerade in Zeiten von Social Media potenzierten Voyeurismus des Menschen. Er fotografiert Strandbesucher in intimen Momenten durch den Schwimmring seines Sohnes. Er tut dies ganz bewusst, retuschiert deshalb auch nicht seinen eigenen Daumen weg. Der Schwimmring wird zur Kameralinse, zum Bullauge, zum Guckloch und schützt den Fotografen gleichzeitig bei seinem Schaffen vor missbilligenden Blicken.

Worum geht es im Leben eigentlich wirklich? Mit der Zusammenstellung ist den Deichtorhallen mit The New Social eine spannende Reflexion auf diese Frage gelungen! Die Ausstellung ist nur noch bis zum 31.Mai zu sehen.

FuckUp Night: Richtig schön gescheitert

Manchmal haben wir eine tolle Idee, aber nicht die Zeit, das Know-how oder die Manpower, sie umzusetzen. Und manchmal haben wir das alles nicht und lassen das Projekt trotzdem auf die Welt los. Das kann klappen oder auch grandios scheitern. Bei der FuckUp Night erzählen Unternehmer ganz offen von ihren Misserfolgen. Ich war vorgestern das erste Mal dabei und fand’s ziemlich lustig und lehrreich.

An der Glastür im Inneren des MUT! Theaters klebt ein weißer DIN-A-4 Zettel. „Fuckup“ steht darauf mit einem Pfeil, der nach unten zeigt. (War das Absicht oder nur schlechtes Tesa?) In dem kleinen dunklen Raum mit Bar sitzen schon jede Menge junge und jung gebliebene Leute auf Plastikstühlen. „Schlimm, wie die Hipster-Szene verwässert“, sagt ein Gast später in der Raucherpause mit einem Augenzwinkern. Er umreißt damit ganz gut das Klientel an diesem Abend, das aus vielen trendbewussten Start-up-Köpfen besteht. Aber eben auch nicht nur.

Collegefriends: Frühes Facebook für Ungarn floppt

FuckUp Night Hamburg Collegefriends Andreas KitzingZuerst will Andreas Kitzing, auf Twitter @hsvandreas, über sein geschäftliches Scheitern reden. Sein Projekt trug den Namen Collegefriends. Die Domain wäre heute sicher mindestens 1.000 Euro wert. Noch bevor Facebook so richtig angesagt war – das war zu Zeiten von studiVZ – beschließt Andreas mit einem Kommilitonen ein Netzwerk für Studenten aus Ungarn hochzuziehen. Warum Ungarn? Na weil sich das universitäre Leben hier im Wesentlichen in sechs Universitäten abspielt und die alle in Budapest sind. Von dort aus könnte man außerdem gut ganz Osteuropa „einnehmen“.

Leider floppt das Unterfangen. Nahezu ohne Programmierkenntnisse tüfteln die BWLer an einer Website, die bis zur gebuchten Ungarnreise nicht so richtig fertig wird. Was online ist, hat am Ende etwa 20 Fans (davon 2-3 echte) und wird von den Jungs für knapp 100 Euro auf Ebay versteigert. „Schnell was Schlechtes auf den Markt bringen und dann lernen“, diese Start-up-Formel habe Andreas leider damals nicht gekannt. Heute sei er schlauer und das Programmieren habe er auch gelernt.

Julia Schramm: Piratin fällt ins Medien-Haifischbecken

FuckUP Night Hamburg PiratenBeim zweiten Vortrag wird es politisch. Julia Schramm hat es einst in den Bundesvorstand der Piraten geschafft. Alles was sie sagt, twittert, bloggt ist plötzlich von Relevanz – sowohl für die Parteianhänger als auch für die Medien. Das macht einer Frau, die sich selbst als „Rampensau“ bezeichnet, natürlich nichts, im Gegenteil. Die Wahl zu gewinnen sei ein unbeschreibliches Gefühl gewesen. Doch dann ist da noch die Sache mit Julias Buch „Klick mich„. Auch diese Chance fliegt der digitalen Vielschreiberin quasi zu. Als die Bildzeitung das komplette Manuskript nach Erscheinen jedoch umsonst online stellen will, weigert sich die Autorin. Skandal!

FuckUp Night Julia-Schramm ShitstormEin Verrat an den Idealen der Partei, die gegen das Urheberrecht argumentiert, oder einfach eine Notwendigkeit, um sich neben 40 ehrenamtlichen Wochenstunden in der Politik ein Leben zu finanzieren? „Gier-Piratin“ titelt die Bild und gibt einem Shitstorm gewaltige Schubkraft. Bis heute taucht Julia in der Google-Bildersuche auf, wenn man den Begriff „Shitstormopfer“ eingibt. Aber die Wahlberlinerin lebt noch und sie sagt bis heute, was sie denkt – in ausgewählten, flammenden Worten. Doch sie hat fortan immer den Begriff „Größenwahn“ im Hinterkopf. Damals habe sie die Dimensionen ihrer „Unternehmung“ nicht einschätzen können, sei sich nicht bewusst darüber gewesen, was sie auslösen konnte und mit wem sie sich anlegte. Heute Jagd Julia übrigens für die Amadeu-Antonio Stiftung Nazis im Netz.

betahaus Hamburg: Coworking nearly stops working

FuckUp Night Hamburg betahaus InsolvenzUnterschiedlichste Freiberufler, die auf einer gemeinsamen Bürofläche zusammen arbeiten – im Ausland ist das zum Teil selbstverständlich. Lissabon hat rund 30 offizielle Coworking Spaces, in Hamburg gibt es gerade mal eine Hand voll. Warum das so ist, ist schwer zu sagen. Hamburg ist eben auch nicht Berlin. Zu dieser Erkenntnis gelangt jedenfalls das fünfköpfige Gründungsteam vom betahaus Hamburg, nachdem das Berliner Pendant zuvor einen erfolgreichen Projektstart hingelegt hat. Ist dem gemeinen Norddeutschen das Angebot zu teuer? Will er lieber allein zu Hause arbeiten? Das Rätsel bringt keine Lösung, sondern letztendlich eine Insolvenz.

Doch die Truppe um Lars Brücher, der am Donnerstag vorträgt, reißt das Ruder noch herum. Während des Insolvenzverfahrens gründet das betahaus eine ganz neue Gesellschaft, die die alte schuldenfrei aufkauft. Dass Vermieter und Gläubiger aus Sympathie in dem Prozess immer weitgehend gnädig sind, ist vielleicht Glückssache. In einem neuen Gebäude mit 1.500 Quadratmetern und einem neuen Preismodell steigen die Einnahmen jetzt jedenfalls. Das Flaterate-Prinzip mit Monatspauschale hat man sich aus England abgeguckt und jetzt schauen andere neugierig auf die Hamburger Entwicklung. Mittlerweile nutzen 330 User den Festpreis von 50-75 Euro monatlich.

Andreas Henkel: Insolvenzverwalter redet Klartext

FuckUp Night Insolvenzverwalter Andreas HenkelVon der verhinderten Insolvenz zu Tipps vom Insolvenzverwalter. Zugegeben, Andreas Henkel sticht unter den anderen Vortragenden etwas hervor, in seinem Anzug und der Krawatte, die zum weinroten Corporate Design seiner Kanzlei passt. Dadurch verstreut er am Donnerstag auch eine – vielleicht unfreiwillige –  Prise Humor. „Arschtrocken, supergut, eiskalt“, wie Arnd Klinkhart aus dem Veranstalter-Team sagt, trägt der Angestellte die wichtigen rechtlichen Fakten für insolvenzbedrohte Unternehmer vor. Seine Tipps: von Anbeginn eine gute Strategie haben, erst mal das Risiko minimieren und das Business ggf. nebenberuflich beginnen. Dann niemals Einnahmen mit Gewinn verwechseln und zum „Arzt“ gehen, wenn man noch was machen kann.

FuckUp Night InsolvenzverwalterIn der Regel kämen seine Klienten leider erst um fünf vor zwölf oder sogar fünf nach zwölf zu ihm. Andreas wird übrigens anteilig nach Erfolg bezahlt. Von den ersten 25.000 Euro Betriebsvermögen, die er einholen kann, bekommt er 40 Prozent. Geduldig reagiert der Verwalter auf Fragen, zum Beispiel auf die, warum ein Insolvenzverfahren häufig so lange dauert. Das komme, wenn man Ansprüche einklagen müsse, sagt er und kritisiert gleichzeitig selbst die manchmal unnötig langen Bearbeitungszeiten in seiner Branche. Jetzt wissen wir auch alle, dass „Schutzschirmverfahren“ ein Trendbegriff in der Insolvenzverwalter-Szene ist. Danke dafür, FuckUp Night!

Die FuckUp Night (#FUNHH) findet an jedem zweiten Donnerstag im Monat statt. Eintritt frei, Spenden erwünscht. In anderen Städten gibt’s die Veranstaltung auch, dazu findet ihr verschiedene Gruppen auf Facebook.