Die drittgrößte Stadt Australiens begrüßt mich freundlich. Durch einen Park, in dem eine Gruppe End-Zwanziger Gymnastik macht, geht’s vom Appartement meiner Gastgeber zum Brisbane River. Städte brauchen Wasser, der Meinung war ich schon immer – meine Theorie bestätigt sich hier am anderen Ende der Welt erneut. Ein Riesenrad ragt am Flussufer in den Himmel, an dessen Fuß sich pinke Blümchen um Torbogen aus Eisen schlängeln. Ein ganzer Gang dieser Arkaden zieht sich durch den Park des sogenannten West Ends. Die Konstruktion wird von Einheimischen als „Die Dinosaurierknochen“ bezeichnet.
Am Flussufer entdecke ich auch gleich eine Gemeinsamkeit mit meiner Heimatstadt Hamburg: Im Kulturzentrum QPAC (Queensland Performing Art Centre) wird gerade „König der Löwen“ aufgeführt. Außerdem amüsieren mich die Schulklassen, die in Trauben im Schatten von Bäumen an der Promenade stehen. In ihren Schuluniformen sehen sie aus wie aus der Kolonialzeit – mit ihren Faltenröckchen, den mintgrünen Hemden, bestickten Kragen und etwas zu langen Krawatten. Manche tragen den typisch australischen „Akura“-Hut, der mich irgendwie an Crocodile Dundee erinnert. Paul Hogan (in der Rolle des Abenteurers aus dem Busch) war hierzulande übrigens schon lange vor dem Film als Comedian bekannt.
Das Stadtzentrum von Brisbane ist ein einziges Shoppingparadies – junge, lässige Mode von sportlich bis feminin lacht einem aus den Schaufenstern entgegen genau wie „Sale“-Schilder, die auf Rabatte hinwiesen. So bekomme ich bei „Strandbags“ gleich eine schicke Handtasche zum Umhängen für 19.90, anstatt 39 australische Dollar. In Euro ist das etwa ein Drittel weniger. Natürlich gibt es auch spezielle Surfershops. Für die Wellenreiter an der goldenen Ostküste. Teile von Brisbanes Einkaufsstraßen sind überdacht – wahrscheinlich weil es hier so heiß wird. „Man wacht im Sommer auf und das Kopfkissen ist nass“, verraten meine Gastgeber Tudor und Natalie. Derzeit aber sind die Temperaturen mit etwa 24-26 Grad mehr als angenehm.
Auf einem von weißem Zeltstoff überspannten Platz räumt eine Gruppe Straßenmusiker gerade ihre Gitarren wieder ein. „Stay postive“, lacht der Leadsänger zum Abschied ins Mikro. Danke, das werden wir! Noch zwei To Do’s auf der Liste heute: Euros in australische Dollar tauschen und (in erster Linie für Notfälle) eine australische SIM-Karte besorgen – im Idealfall mit ein wenig Datenvolumen für Unterwegs-Internet. Beides klappt reibungslos. Dabei werde ich von den Service-Kräften immer nach meinem Vornamen gefragt. Ich weiß nicht, was das für eine Rolle spielt, finde es aber nett! Kommunikationsprobleme habe ich Gott sei Dank keinerlei.
Auf Anhieb fühle ich mich wohl in dieser Stadt, in der man sich ohne Sorge allein zwischen Youngsters, Geschäftsleuten und internationalen Besuchern treiben lassen könnte. Treiben lässt sich auch ein langschnabliger Freund, den ich mitten im Getümmel nahe der Geldwechselstelle entdecke. Sieht ein bisschen aus wie ein Pelikan, nur ohne voluminöse Kehle. „Diese Vögel sind wie eine Plage. Sie sind überall“, erklärt Tudor. Die Tiere essen gerne Leftovers jeglicher Art, sind also überall da, wo Menschen etwas übrig lassen.
Unser eigener Hunger treibt uns gen späten Nachmittag zurück an die Flusspromenade – vorbei an glasspiegelnden Wolkenkratzern und Sandsteingebäuden im Kolonialstil. Der architektonische Mix (viele Gebäude stehen unter Denkmalschutz), die hellen Weiß-, Beige- und Grautöne und die städtische, aber gleichwohl entspannte Atmosphäre sind es übrigens, die mich hier in Brisbane an das kanadische Montréal – manch einen sicher auch an die USA – erinnern. Die „River Bar & Kitchen“ oder nur „River Bar“ ist nach der Lunch-Rush-Hour der perfekte Ort für ein kühles Getränk, einen kleinen Snack und einen tollen Blick.
Eines habe ich schon an meinem ersten Tag hier in Queensland gerlernt: Die Australier lieben Café und vor allem Bier. Das Malzgetränk ist einfach ihr Ding – sie trinken es mittags, nachmitttags und abends. Dabei enden manche Sorten auf den Begriff „Ale“ und andere nicht. Warum, das habe ich schon wieder vergessen. Das vielleicht meistbestellte frisch Gezapfte ist jedenfalls das „Hop Hog“ der „Feram“-Brauerei. Am besten trinkt sich dies in einer der vielen Bars, in die man sogar sein eigenes oder gekauftes Essen, zum Beispiel von der Pizzeria gegenüber, mitbringen kann.
Der Australier mag die dunkle Pubatmosphäre, in der er sich familiär fühlen darf. Tudor und Natalie besuchen am liebsten die Bar „Bosc“ gleich um die Ecke in der Vulture Street. Benannt wurde die Straße nach dem Album einer der erfolgreichsten australischen Bands, die hier einst lebten und ihre Platte aufnahmen. Die Bardame der Bosc-Bar, Emely, hat einen Hund, surft gern und geht auch ab und zu golfen. Dafür setzt sie ihre rosafarbene Cap auf, um seriöser auszusehen. Woher ich das alles weiß? Dreimal dürft ihr raten! Bei Emely trinkt man jedenfalls für einen guten Zweck. 20 Prozent ihrer Einnahmen gehen an ein mexikanisches Waisenhaus.